Eine Reise von unserer Trainsetterin Christina, gebucht im Herbst 2023

Wien Hbf begrĂŒsst uns im morgendlichen DĂ€mmerlicht nach einer Nacht im Nightjet Schlafwagen. Bereits ein paar Minuten spĂ€ter sitzen wir im SBB Panoramawagen Richtung Katowice. Mit einem leckeren FrĂŒhstĂŒck im Bauch fahren wir durch Tschechien rein in Polens SĂŒden. Die Ruhe im Zug, der beruhigende weite Blick in die grĂŒne teils verwilderte Landschaft gefĂ€llt uns so gut dass wir uns in Katowice fĂŒr die direkte sechsstĂŒndige Weiterreise im gleichen Zug nach Przemysl entscheiden.

Ohne Umschweife können wir im Zug das Billett lösen. Przemysl liegt 14km von der ukrainischen Grenze entfernt. Der Ukrainekrieg tobt seit 18 Monaten. Wir lernen eine junge Ukrainerin kennen die aus ihren Ferien in Kroatien zurĂŒck nach Hause fĂ€hrt. Przemysl empfĂ€ngt uns mit einer lieblichen kleinen Altstadt, einer Rynek (Marktplatz) mit hellen pastellfarbenen HĂ€usern umsĂ€umt, hĂŒbschen Shops, ordentlich und sauber gefĂŒllten Lebensmittel LĂ€den und kreativ eingerichteten Cafes. Unser erstes vegetarisches Abendessen ist lecker frisch gekocht: Piroggen und Krautwickel.

So geht es die nĂ€chsten neun Tage weiter: pĂŒnktliche Zugfahrten, leckeres vegetarisches und veganes Essen, immer frisch zubereitet und von freundlichem Personal serviert, SpaziergĂ€nge durch kleine AltstĂ€dtchen und MĂ€rkte und Kontakt mit Einheimischen, die meistens ein wenig englisch reden. Die Polen sind ein ruhiges, in sich gekehrtes Volk, was sehr angenehm ist, denn in den ZĂŒgen ist es daher ruhig. Wir haben in Hotels, Restaurants, Shops und Bahnschaltern immer wieder Komplimente fĂŒr den guten Service ausgesprochen. Die Gesichter erhellten sich jedes Mal und so haben wir Interessantes ĂŒber Politik, die marode Landwirtschaft und Armut im SĂŒden und die Sorgen von jungen Menschen erfahren die ihrem Heimatland den RĂŒcken kehren wollen. .

Das polnische Bahnnetz ist sehr gut ausgebaut, bis in die entlegendsten Dörfer. Billette haben wir immer kurzfristig am Schalter und Automaten bekommen, bar oder mit Visakarte bezahlt. Auf der Internetseite www.rozklad-pkp.pl findet man alle FahrplÀne.

Besonders gefallen hat uns das stundenlange Zugfahren durch die grĂŒne teils verwilderte Landschaft gespickt mit unzĂ€hligen Mais- und GemĂŒsefeldern, riesengrossen Monokultur- und MischwĂ€ldern, einzelnen Bauernhöfen und Dörfern. Im SĂŒdosten gibt es keine GrosstĂ€dte und Industrie. Nordwestlich von Przemysl liegt Jaroslaw und das berĂŒhmte Sandomierz, hĂŒbsch angelegt an der Weichsel mit ihrem natĂŒrlichen Flusslauf. Weiter nördlich im ĂŒberfĂŒllten Kazomierz Dolny, ein Wallfahrtsort fĂŒr die streng katholischen Polen, hat uns nur der lange Wanderweg entlang der Weichsel gefallen. Mit dem IC sind wir dann sĂŒdwestlich via Katowice nach Auschwitz gereist. Auschwitz ist unerwartet gross, dicht bewohnt. Professionell organisiert ist die gefĂŒhrte Besichtigung durch das Konzentrationslager. Wir haben danach in unserem ruhigen Hotel einen Tag zum Erholen eingeplant. Was man in Auschwitz sieht und lernt wird man niemals vergessen. Es gehört zur prĂ€genden Geschichte der Polen.

Der SĂŒden Polens ist zweifelsohne eine herbstliche Bahnreise wert, genau richtig zum entschleunigen, ausruhen und Neues entdecken. Denn die polnische Einfachheit und KreativitĂ€t macht es so einzigartig. Wir werden wieder kommen.