Ein Besuch in einer Stadt, die vom Charme her nicht allzu viel zu bieten hat. Bis auf 42'000 Schweine in einem Schlachthof

Was kann man hier so machen?

Nach einem erfolgreichen Besuch eines Fussballspiels im provinziellen Hoffenheim, an der Grenze von Baden und WĂŒrttemberg verlĂ€ngerten wir unseren Besuch in Deutschland durch eine Zwischennacht in Stuttgart.

Die SchwĂ€bische Metropole – immerhin Rang 6 auf der Liste der grössten StĂ€dte Deutschlandes und somit deutlich grösser als ZĂŒrich – ist bekannt fĂŒr die Autoindustrie (Mercedes-Benz und Porsche) und seit der Berliner Flughafen BER eröffnet wurde auch der Inbegriff fĂŒr gescheiterte Grossprojekte. Seitdem ich 2013 mit meiner damaligen Gymnasiumklasse (Austin und Linus waren auch da schon dabei) eine Woche in Stuttgart verbrachte, gehört der Blick auf die riesige Baustelle des neuen Tunnelbahnhof «Stuttgart 21» bei jedem meiner Besuche dazu.

Meistens war Stuttgart fĂŒr mich nur ein Umsteigeort. Dieses Mal gaben wir der Stadt eine neue Chance. Ich hatte die Stadt als graues Bauwerk in einem Kessel umgeben von HĂŒgel in Erinnerung und hĂ€tte es hier nicht so viele Museen, könnte man auch nach Olten fahren. Die im zweiten Weltkrieg stark zerbombte Innenstadt lĂ€dt heute nur wenig zum Verweilen ein, also stand an unserem Tag auch der Besuch einer Ausstellung auf dem Programm

Die Automuseen kannte ich schon

Es verwundert nicht, dass sich die beiden meistbesuchten Museen Stuttgarts mit Autos befassen. Auch wenn der Benz Patent-Motorenwagen Nummer 1 - das erste Automobil der Welt - im Jahr 1886 seine ersten Kilometer in Mannheim drehte, entwickelte sich im Verlaufe der Zeit Stuttgart zum Hauptsitz vom Autoriesen Mercedes-Benz.

Das grosse Automuseum zeigt in spannenden Zeitreihen die Geschichte der Automobile von ihren AnfĂ€ngen bis zur Gegenwart und sogar noch etwas weiter und war fĂŒr mich als Freund von anderen Verkehrsmitteln dennoch durchaus interessant anzuschauen. Ich stattete jedoch dem Museum, wie auch jenem des Konkurrenten Porsche, der seine GefĂ€hrte ebenfalls in Stuttgart herstellt, schon auf der Gymnasiumreise einen Besuch ab.

Also suchten wir uns auf Tripadvisor ein neues Museum zur Besichtigung aus und wurden auf Platz 8 der Liste fĂŒndig und machten uns auf den Weg zum Alten Stuttgarter Schlachthof.

Das mĂŒssen auch Freaks sein

Ironischerweise ist exakt an dieser Adresse das Stuttgarter Schweinemuseum zu finden. Dies ist die laut Guinnessbuch der Rekorde seit 1992 das grösste Schweinemuseum der Welt. Auch wenn ich bis heute auch das GefĂŒhl habe, es ist auch das einzige dieser Art, scheinen die doch 42'000 Anschauungsexemplare von Schweinen Grund genug fĂŒr einen Weltrekord.

In meinem GedĂ€chtnis bleibt das Museum als pinkfarbenes Lebenswerk von Freaks, welche sich auf was fĂŒr Wege auch immer, tausende Schweine in allen Materialen, Funktionen und Grössen (Es gibt sogar einen echten Tramwagen!) angesammelt haben.

Die Ausstellung auf den drei Etagen ist aber keineswegs konzeptlos, so gibt es Themenbereiche wie «Sauhaufen, SAU-na oder Metzgerei». Es ist eines dieser Museen, die man nicht wirklich in Worte fassen kann, da das GefĂŒhl, welches man in der Umgebung von mehreren tausend Schweinen hat. nur vermittelt wird, wenn man sich selber darin befindet.

Man kommt kaum herum, diesen Bericht mit Wortspielen zu beenden. Das Stuttgarter Schweinemuseum ist keineswegs schweineteuer, sondern einfach nur sauglatt und kann ich allen empfehlen, welche der Stadt einen Besuch abstatten wollen. Ich freue mich indes schon auf die nÀchste kuriose Ausstellung, dann soll es ins erste deutsche Bananenmuseum in Sierksdorf bei Hamburg gehen.