Einen Monat Slow Travel von Insel zu Insel in Shetland, Orkney und Irland: Viel Meer, StrÀnde, Klippen, unverbaute Landschaften, neolithische StÀtten, Moore und Papageien- und Sturmtaucher, besonders lange zwischen Sonnenauf- und untergang, heitere Begegnungen mit Einheimischen und Kreuzfahrtmonster ignorieren.

Nur ZĂŒrich-Paris Gare de Lyon fuhren wir hin und zurĂŒck. Ab und nach da war es eine veritable Rundreise mit gebuchtem Nachtzug, einer Abend- und drei NachtfĂ€hren, ein paar richtig schöne Zugstunden Aberdeen-Glasgow-Liverpool und Belfast-Dublin-Rosslare. Eine Rundreise mit 4 Interrailtagen, 4 Metrotickets zum Umsteigen, dazu einige Zugtickets und Lokalbusse.

Vor allem, und das war unser Highlight, hatten wir gut 20 FĂ€hrentransfers, immer ĂŒberraschend anders. Von edler Captains-Kabine (schade, kamen wir so frĂŒh in Belfast an) auf der richtig grossen 9-Deck-FĂ€hre voller Lastwagen und Container (ĂŒberschaubare zehn Personen zu Fuss) ĂŒber verschiedene Varianten von Roll-On-Roll-Off-FĂ€hren (RoRo) bis zum Hochseekatamaran, wo auf 3 Besatzungsleute maximal 12 Passagier:innen und 2 Velos kommen und einmal einem Schlauchboot.

Wir hatten immer erstaunlich ruhige See und Weitsicht. Dazu Wind und gelegentlich etwas Regen. Auf vielen Inseln waren neolithische StĂ€tten einfach zugĂ€nglich, mit einer Informationstafel versehen und einem Zaun, um die KĂŒhe und Schafe wegzuhalten. Erstaunlich immer wieder, wie wenig andere Leute wir da antrafen. Die Tausenden von Kreuzfahrtschiff-Menschen waren wohl anderswo.

Mit etwas mehr GlĂŒck hĂ€tten wir Wale sehen können. Felsklippen mit Tausenden nistenden Basstölpeln, Eissturmvögeln oder Papageientaucher-Kolonien sowie die in den Mooren nistenden grossen Raubmöven (shetlĂ€ndisch: Bonxie, verspeist Hasen und andere Vögel) sahen wir dagegen viele. In der richtigen Jahreszeit braucht es gute Schuhe und den Willen, Holzsteigen ĂŒber ZĂ€une zu beklimmen und eine Weile auf Teer zu gehen (wenn man ohne Auto unterwegs ist). Unsere Hoffnung auf Autostopp erfĂŒllte sich in Ermangelung von Autoverkehr oft nicht. Noch nie hat unsere App wĂ€hrend Ferien eine so hohe Durchschnitts-Schrittzahl vermeldet!

In SĂŒdengland (Andover) haben wir Freund:innen besucht, auf Orkney vieles vom Steinkreis (Ă€lter als Stonehenge) gesehen und die prĂ€historische Siedlung und das Grab des adoptierten Grossvaters besucht. Auf Shetland haben wir StrĂ€nde, Moore, Vögel und die nördlichsten Scones (yummie) Britanniens genossen. Belfast haben wir per öV-Doppeldecker erkundet, bei Wicklow Zeit bei Verwandten im Wundergarten verbrahct, in Wexford nebst einer ungewöhnliche FĂŒhrung zu Fuss noch mehr StrĂ€nde entdeckt und in Cherbourg im ultimativen Restaurant gegessen.

Gondeln durch englischsprachige Landschaften und ĂŒbers Meer war einfach dank Simpletrain, unterhaltsamer dank interessanten Einheimischen und geruhsamer als mit dem Flugzeug. Funktioniert hat’s bestens und etwa pĂŒnktlich. Bloss bei der Ankunft im FĂ€hrhafen von Belfast mussten wir auf ein Taxi ausweichen und in Shetland haben wir fĂŒr die Nordinseln zwei Tage ein Auto gemietet.

Das Rezept fĂŒrs Gelingen unserer Ferien: Immer wieder drei, vier oder fĂŒnf Übernachtungen am gleichen Ort und Verzicht darauf, ĂŒberall Halt machen zu wollen. Übernachtungen gut im Voraus buchen, Restaurants spĂ€testens am Vorabend buchen und ebenso Eintritte (Stonehenge, Salisbury-Cathedral, Skara Brae, Maes How). Dazu kleines GepĂ€ck, gute Regen-/Windjacke, festes Schuhwerk, Feldstecher und Thermosflasche. Lesestoff (Shetland-Krimis von Ann Cleeves!) oder ein warmer Wollpulli lassen sich gut unterwegs kaufen. Die TourismusbĂŒros in Kirkwall und vor allem Lerwick waren ausserordentlich hilfreich und ein nicht allzu schmales Portemonnaie in Form einer Kreditkarte ebenfalls.