Für die Reise mit dem Zug (bis in den Norden Dänemarks) und weiter mit der Fähre nach Island braucht man Zeit. Aber jede Etappe bietet ihren eigenen Charme, man entdeckt neue Landschaften und wenn man dem Ziel von Tag zu Tag näherkommt, fühlt man sich wie in alten Zeiten.

Reiseziel: Island

Um das Schiff in Hirtshals zu erwischen, muss man durch ganz Deutschland und bis in den Norden Dänemarks reisen. Von der Romandie aus ist das an einem Tag nicht zu schaffen. Ich habe mich dafür entschieden, in Aarhus (auf dem Hinweg) und in Hamburg (auf dem Rückweg) zu übernachten. Es gibt bereits mehrere Artikel in diesem Blog von Leuten, die in Hamburg waren bzw. durch Hamburg durchgefahren sind (Marius – Reiseziel: Hamburg, Deutschland; Eliane - Reiseziel: Kiruna, Schweden; Andrin - Reiseziel: Schwedisches Fjäll; Basil - Reiseziel: Trondheim, Norwegen, mit den Zügen der Dänischen Staatsbahn, die man zum Teil benutzt, um nach Hirtshals zu gelangen).

In Hirtshals gibt es Busse, die den Bahnhof mit dem Fährterminal verbinden. Nicht erschrecken, wenn kein Fahrplan ausgehängt ist. Einfach ein bisschen warten. Der Bus wird kommen. Option (was ich auf dem Hinweg gemacht habe, weil ich viel Zeit hatte): zu Fuß gehen, Entfernung: 3,3 km. Tipp: Steige bereits in Lilleheden, dem Bahnhof vor Hirtshals, aus dem Zug aus (Fußweg zum/vom Fährterminal: 2 km). Auf der MS Norröna gibt es ganz verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten: Vom Schlafsaal bis zur Luxussuite. Ich habe mich für eine Einzelkabine mit Fenster entschieden, da die Reise ja doch ihre Zeit dauert.

Einzelkabine mit Fenster auf der MS Norröna

Fähre und Färöern

Die Fahrt mit dem Schiff ist großartig, echte Abwechslung und Entschleunigung. Unterwegs macht die Fähre Halt auf den Färöer-Inseln. Man kann für ein paar Stunden aussteigen und die Hauptstadt Tórshavn erkunden. In zwei Stunden kann man eine schöne Wanderung um Tórshavn machen und kommt an der Festung Skansin vorbei, schlendert entlang des Flusses Hoydalsá, kann das Nordische Haus bewundern, den Stadtpark und die Nationalgalerie besuchen und am Ende die Halbinsel Tinganes mit den Regierungsgebäuden besichtigen (gegen den Uhrzeigersinn um Tórshavn herum). Die ersten Bewohner der Inseln waren norwegische Männer, die ersten - wahrscheinlich nicht freiwillig mitgekommenen - Bewohnerinnen waren irische und schottische Frauen. Es gibt aber auch Überreste von Häusern, die aus der Zeit vor der dokumentierten Ankunft dieser Menschen stammen.  Im Sommer kann man sogar ein paar Tage auf den Färöern bleiben, bevor man nach Island/Dänemark weiterreist. Auf der Strecke von den Färöern nach Island kann die See dann ganz schön rau werden. Wer noch nie länger auf einem Schiff war, sollte das vorher mal üben!

Tórshavn - die Hauptstadt der Färöer

Island

Über Island muss ich wohl nicht viel erzählen. Es ist ein schönes und seit einigen Jahren sehr beliebtes Reiseziel für Natur- und Seevogelliebhaber*innen. Die Hauptsaison ist von Juni bis September. Das isländische Hochland und einige abgelegene Teile Islands sind nur in diesen Monaten, oft sogar nur im Juli/August zugänglich. Wir haben im Mai in zwei Wochen mit dem Mietwagen die berühmte Route Nr. 1 befahren, die die gesamte Insel umrundet und das ganze Jahr über befahrbar ist. 

Hier meine Islandbeschreibung anhand ein paar Stichwörtern:

1. Raue Natur und Einsamkeit, ausser an den «Hot Spots»: Island ist tatsächlich sehr rau. Das Wetter schlägt schnell um, Wind gibt es fast immer. Man sieht kaum Menschen, ausser an den Sehenswürdigkeiten. Dort tummeln sich alle. Oft muss man aber von den meistens gut ausgebauten Parkplätzen noch mehrere Kilometer laufen, bis man dann zum Beispiel den Wasserfall oder das Flugzeugwrack (gut 3 km für jeweils den Hin- und Rückweg!) sieht. Sportliche Betätigung ist also garantiert. Die Weite und die sehr abwechslungsreichen Landschaften sind oft atemberaubend.

Papageientaucher brüten auf Island und den Färöer.

2. Parallelwelten: Überraschend fand ich, dass man kaum mit Isländerinnen und Isländern zu tun hat. Fast die gesamte Tourismusindustrie, auf jeden Fall die Jobs mit Kontakt zu Kundinnen und Kunden, wird von ausländischen Gastarbeiterinnen und -arbeitern bewerkstelligt, sodass selbst Isländerinnen und Isländer in Restaurants oft auf Englisch bestellen müssen.

3. Kuchen- und Brotnation: Auswärts essen ist in Island sehr teuer, aber es schmeckt oft sehr, sehr gut. Neben der traditionellen Küche (vor allem Lamm und Fisch) gibt es fast überall tolle vegetarische und oft sogar vegane Optionen, auch in kleinen Ortschaften. Das Brot, insbesondere das traditionelle Roggenbrot, ist sehr gut und erfreut beim Frühstück genauso wie bei einer Suppe zum Mittag-/Abendessen. Ausserdem scheint Island eine Kuchen- und Tortennation zu sein, da es diese immer in grosser Auswahl gibt. Der Kaffee hingegen ist oft nicht so gut.

Der Kirkjufell (Kirchberg)

Tipp:Für diejenigen, die sich nicht so viele Tage für die Reise mit Zug und Fähre freinehmen können/wollen (meine Begleitung konnte ich leider nicht überreden und habe sie erst in Island getroffen): Auf dem Schiff gibt es Arbeitsplätze und kostenpflichtiges Internet (ca. 25 CHF für 55 Stunden = Strecke Hirtshals-Seyðisfjördur), das sehr leistungsfähig ist (ich habe sogar Videokonferenzen abgehalten). Ein letzter Hinweis: Die Fähre hält in Seyðisfjördur, im Osten und damit genau auf der anderen Seite von Island, was für eine gemeinsame Planung bei getrennter Anreise wichtig ist.

Zu Home Office umfunktionierte Sonnenterrasse auf der MS Norröna