Wie die olympischen Sommerspiele die Metropole in einem ganz anderen Licht erscheinen liessen und die Reise als Gruppe mit dem Zug vereinfachten.

Der frĂŒhe Vogel fĂ€ngt den Wurm das Olympiaticket

Alle vier Jahre ist es so weit: die olympischen Sommerspiele stehen an. Seit MĂŒnchen 1972 waren die Spiele nie mehr so nahe an der Schweiz und fĂŒr mich als Sportfan war daher klar, da muss ich hin! Hinzu kommt, dass dieser Event vielen Randsportarten eine seltene Möglichkeit bietet sich einem breiteren Publikum vorzustellen und sich ĂŒber FernsehprĂ€senz zu freuen. So auch fĂŒr meine Sportart: Kanu-Slalom. Die Szene ist klein weshalb die Athlet:innen an den olympischen Spielen nicht selten gute Freunde sind. Logisch also, dass die zusammengeschweisste Community mit einer Delegation von Kanut:innen an den Spielen vertreten sein wird.

Doch wer ein Ticket wollte, musste sich bereits frĂŒh informieren. Registrierung ĂŒber ein Jahr vorher, um zu einem spĂ€teren Zeitpunkt einen randomisierten Zeitslot zu erhalten, um dann Tickets kaufen zu dĂŒrfen. Alles etwas gar kompliziert. Ich hatte jedoch GlĂŒck und erhielt meinen Slot schon zu Beginn der Kaufperiode. Ohne zu wissen wer genau mitkommen wĂŒrde, kaufte ich das maximum an Tickets fĂŒr die Final-Sessions die ich konnte (je 6x), denn ich wusste, fĂŒr die Tickets werde ich problemlos Abnehmende finden. Andere Freunde taten Dasselbe und so wuchs unsere Gruppe schlussendlich auf 15 Personen, die nach Paris reisten um unsere Olympionikin und Freundin Alena Marx anzufeuern.

Mujinga Kambundji und Nino Schurter habe ich leider nicht im Zug angetroffen

Nicht nur die Olympia-Tickets mussten frĂŒh gebucht werden sondern auch der Zug, denn TGV-Lyria galt als offizieller Beförderungspartner fĂŒr Paris 2024 und transportierte neben den Fans auch Grossteile der Schweizer Athlet:innendelegation. Ich «schlauer Fuchs» habe natĂŒrlich 1. Klasse gebucht mit der Hoffnung dann vielleicht neben Sportprominenz Platz nehmen zu dĂŒrfen. Ich hĂ€tte mir damals jedoch auch denken können, dass eben diese Promis am Tag X natĂŒrlich in der nochmals exklusiveren Business Classe 1iĂšre Platz nehmen, was schlussendlich doch etwas gar ausserhalb meines Budgets liegt. So musste ich mich damit abfinden, dass immerhin ihre Sporttaschen in meinem Waggon auf der GepĂ€ckablage mitreisten. Abgesehen von kurzen Momenten auf dem Perron sah ich die Athlet:innen also nicht, dafĂŒr bereitete mir das eigen zusammengestellte Menu von Roastbeefsandwich und Gazosa Freude auf eine ganz andere Art.

Paris so leer wie nie

Nicht nur die S-Bahn (RER) und Metro Linien waren erstaunlich leicht besetzt, auch zeigten viele Hotels freie Zimmer an und in einigen Bars und Restaurants zĂ€hlten wir zu den praktisch einzigen GĂ€sten. NatĂŒrlich gab es gerade vor und nach den Austragungen rund um die einzelnen SportstĂ€tten lokale Überlastungen. Doch auch diese wurden sehr gut von zusĂ€tzlichen Arbeiter:innen der SNCF an allen Bahnhöfen professionell gehandhabt und wir als Gruppe waren sehr froh, dass wir immer zusammen reisen konnten. Überhaupt kann man der Stadt hinsichtlich Organisation ein KrĂ€nzchen winden. Nicht ein Zug oder eine Metro die wir nutzten war unpĂŒnktlich. Alles war effizient und professionell organisiert, so habe ich das zumindest in Paris noch nicht erlebt. 

Gemeinsam ist die Stimmung am besten

Die anfĂ€nglich erwĂ€hnte positive Stimmung in der Stadt erhob sich natĂŒrlich nochmal mehr in den Sportstadien selber. Vereint mit rund 11'000 anderen Fans verfolgten wir den Wettkampf der Kanu-Slalom Athleth:innen etwas ausserhalb des Stadtzentrums (Als Vergleich: am diesjĂ€hrigen Slalomwettkampf in Basel, bei dem ebenfalls Olympiateilnehmer:innen aus fĂŒnf Nationen zu sehen waren, verfolgten ca. 20 Zuschauende das Geschehen). Beide Schweizer:innen am Start lieferten einen sehr starken Wettkampf und preschten bis ins Semifinale vor. Schlussendlich mussten sie sich beide mit einem olympischen Diplom zufriedengeben. Wie dem unteren Bild zu entnehmen ist, waren wir auch ohne Medaillen extrem stolz auf ihre Leistungen und sind es noch heute!

Apéro suisse

Die RĂŒckfahrt in die Schweiz dann unspektakulĂ€r, so wie man es eigentlich bei internationalen Zugreisen gerne hat. Fazit: Dass wir mit einer Gruppe unterwegs waren, haben wir kaum gespĂŒrt. Wenn also alles vor Ort gut organisiert ist und die Reise somit nach Plan verlĂ€uft, dann ist sie auch in der Gruppe mĂŒhelos zu bewĂ€ltigen. Meine letzte Gruppenreise mit dem Zug wird es bestimmt nicht sein.