Ein Erfahrungsbericht mit dem neuen ICE 4, welcher seit 2019 die Schweiz mit Deutschland verbindet

Ein Zug der den Letzigrund fĂŒllen wĂŒrde

Mit seinen 374 Metern hat der ICE 4 der deutschen Bahn nur knapp auf der 400m Bahn im Letzigrundstadion Platz. Zwar sind auch andere ZĂŒge hĂ€ufig bis zu 400 Meter lang, beim Flaggschiff der Deutschen Bahn ist aber Speziell, dass man von Wagen 1 bis 14 durchlaufen kann. Der Weltrekord von Wayde van Niekerk auf 400 Metern liegt bei 43.03 Sekunden. Durch den ICE wird man wohl doch etwas lĂ€nger brauchen.

Mit seinen 265 km/h Höchstgeschwindigkeit spielt der ICE nicht in der Champions League, ist aber immernoch genug flink unterwegs, um die Automobilist*innen trotz unbegrenztem Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen stehen zu lassen.

Darum lohnt sich Wagen 1

Bei vielen Reisen mit dem ICE musste ich SprĂŒche meiner mitreisenden Anhören, warum wir ausgerechnet bis zum ersten Wagen nach Vorne laufen mĂŒssen. LĂ€sst es die Buchungslage aber zu, buche ich mir und auch anderen immer die vordersten PlĂ€tze im Zug. Hier befindet sich ein abgetrennter Abteilbereich mit 8 PlĂ€tzen in einem schicken SeparĂ©, wo man ungestört auch mal etwas lauter sein kann, hat man das GlĂŒck alleine zu sein oder 7 Personen gefunden zu haben, die mit einem den grossen Kanton per Eisenbahn erkunden möchten. Die Möglichkeit, den LokfĂŒhrer*innen ĂŒber die Schulter auf die Strecke zu schauen, gibt es im neuen ICE aber nicht mehr.

Die Sitze

Es hat sich vieles gebessert! Der ursprĂŒngliche Sitztyp im ICE 4 wurde von der Kundschaft der DB fĂŒr seinen Komfort kritisiert. Die DB reagierte nicht nur mit Ausreden auf die Stimmen, sondern ersetzte im Verlaufe der letzten Jahren jeden Sitz durch einen neuen Sessel, welchen ich zumindest durchaus empfehlen kann, auch in der 2. Klasse.

Der Platz

918 Personen finden in einem ICE 4 einen Platz. Das ist im Vergleich zu anderen ZĂŒgen viel, hat aber logischerweise zur Folge, dass der Platz pro Person geringer ist als in anderen einstöckigen ZĂŒgen. GepĂ€ckregale auch im Fahrgastbereich und KinderwagenabstellplĂ€tze beim Familienbereich haben aber zur Folge, dass Kind und Kegel mit auf die Reise können.

Das WLAN

Das erfrischend klingende Wifi on ICE steht allen Reisenden in erster und zweiter Klasse zur kostenlosen VerfĂŒgung und kann ĂŒber das ICE Portal in wenigen Klicks eingestellt werden. Was immer funktioniert sind die Medien, die auf dem ICE Portal hinterlegt sind, wie ausgewĂ€hlte Filme, Zeitungen oder Spiele. Das Internet vermag auch aufgrund der miserablen Netzabdeckung in Deutschland (noch) nicht wirklich zu ĂŒberzeugen.

Der Speisewagen

Ein Klassiker und mittlerweile auch ein StĂŒck Internetkultur ist das DB Bordrestaurant dass sich wie es sich gehört zwischen erster und zweiter Klasse befindet. Nicht von der Speisekarte wegzudenken sind Klassiker wie die Currywurst oder das Chili con Carne, das auf Porzellanteller am Platz serviert wird. Immer mehr vegetarische und vegane Speisen machen das Angebot fĂŒr alle Passagiere zugĂ€nglich. GefĂŒhlt hat jedoch die QualitĂ€t im Vergleich zu frĂŒher abgenommen, aber der Besuch des Speisewagens ist besonders auf einer achtstĂŒndigen Fahrt nach Hamburg weiterhin Pflicht fĂŒr mich.

Die 1. Klasse

HĂ€ufig ist der Aufpreis der ersten Klasse bei Deutschlandreisen recht gering. Teilweise verlangt die deutsche Bahn nur 10€ mehr, um euch Zutritt auf einen der Ledersessel der 1. Klasse zu verschaffen. Die inklusive Platzreservation (in der 2. Klasse 4.50€) macht die Preisdifferenz noch kleiner. Mehr Platz, etwas bequemere Sitz und am Platz-Service aus dem Speisewagen sowie Zeitungsservice sind Goodies, die man fĂŒr einen kleinen Aufpreis gerne mitnimmt und das was aus einer Fahrt eine Reise machen lassen.

Die Extras

Direkt neben dem eingangs erwĂ€hnten Abteilbereich in der 2. Klasse wurden acht Velohaken montiert. Diese können fĂŒr 10.- pro Velo reserviert werden, was angesichts der gut ausgebauten Velowege in deutschen StĂ€dten eine Überlegung wert sein kann. Falls ihr mit kleinen Kindern unterwegs sind, bietet das Kleinkindabteil einen kleinen Spielplatz und abgetrennte RĂ€ume fĂŒr die kleinsten im Zug. Es ist kein Spielplatz wie man es aus dem SBB Dosto kennt, aber fĂŒr Familien der beste Platz im Zug.

Das Fazit

Vom Zug her ist der neue ICE weiterhin ein Top-Produkt und das bequemste Verkehrsmittel um nach Deutschland zu reisen. Abgesehen von den neu dazugekommenen VeloplĂ€tzen ist aber in vielen FĂ€llen ein RĂŒckschritt im Vergleich zur ersten Generation zu bemerken. Die Sitze sind etwas unbequemer und hĂ€ufig auch nicht direkt am Fenster sondern an der Wand. Wir schauen aber, dass ihr stets die besten PlĂ€tze im ICE kriegt. Auch wenn ihr dabei teilweise etwas weiter laufen mĂŒsst.