Für eine Hochzeit reisen mein Freund und ich auf die griechische Insel Samos. Da wir innerhalb von Europa nicht fliegen, machen wir aus dem Anlass eine vierwöchige Reise mit dem Zug, der Fähre und Bussen durch Europa. Spoiler: Wir schaffen es sogar bis Asien!

Zürich - Bari mit dem Zug

Die Reise von Zürich nach Bari verläuft erstaunlich unspektakulär. In unserem Schlafabteil fahren wir pünktlich in Milano ab, die Morgensonne weckt uns einige Kilometer vor Bari. Zum Frühstück gibt’s den ersten italienischen Espresso. In Bari läuft um 7 Uhr morgens noch nicht viel, wir setzen uns in die erste geöffnete Bar mitten in der Altstadt und schlürfen den zweiten Kaffee. Das Schiff fährt erst in einigen Stunden ab, in aller Ruhe begeben wir uns zum Hafen. Dort beobachten wir amüsiert die gestressten Autoreisenden, die in einer langen Schlange auf ihr Check-In warten. Wir sind froh, um den entschleunigten Übergang von den Schweizer Bergen in die griechische Hitze.

Athen – eine hitzige Angelegenheit 

Die Fahrt mit der Fähre ist ein voller Genuss. Eine Kabine haben wir zwar nicht aber in der Lounge finden wir Sofas, die wir für die Nacht besetzen. Die Abendstimmung ist fantastisch und in der Morgendämmerung erblicken wir zum ersten Mal griechisches Festland. Vom Hafen spazieren wir dem Strand entlang zum Bahnhof. Dort bringt uns ein Busersatz und anschliessend ein Zug nach Athen. 

In Athen bleiben wir zwei Nächte. Die Stadt ist zwar dicht besiedelt und lärmig. Charme hat sie allemal. Im August ist es zu heiss für ausgedehnte Entdeckungstouren, dafür kommen wir auf den Geschmack von Freddo Cappuccino – Eiskaffee mit perfektem Milchschaum, den wir so bisher nur in Griechenland gefunden haben. Das Akropolis-Museum bietet uns bei den hohen Temperaturen einen spannenden Zufluchtsort. 

Samos – Ferien wie im Katalog

Für die Weiterreise nach Samos stehen wir um fünf Uhr morgens auf. In der Dunkelheit begeben wir uns nach Piräus, dem Hafen von Athen. Zum Glück verkehrt die Metro schon so früh. Das Schiff wartet bereits auf uns und Athen verabschiedet sich mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Acht Stunden später erreichen wir unser Ziel – die griechische Insel Samos. Eine Woche Entspannung am Strand mit bestem Wetter warten auf uns. 

Am Tag unserer Ankunft ist Dorffest in Kokkari, gefühlt die ganze Insel trifft sich hier und singt und tanzt die ganze Nacht. Wir fühlen uns sofort wohl. Weil auf Samos immer ein kräftiger Wind bläst, sind die Temperaturen auch bei praller Sonne sehr gut auszuhalten. Die Insel ist ein Mekka für Windsurfer, bietet aber auch Ausflugsziele für Wandervögel oder Kulturliebende. Natürlich ist die Hochzeit am Strand das Höchste aller Gefühle, nach einer traditionellen Zeremonie lockt eine griechische Band Jung bis Alt auf die Tanzfläche. Wir feiern bis zum Morgengrauen und nehmen auf dem Nachhauseweg einen Morgenschwumm. Wir erholen uns noch zwei Tage vom Fest und reisen dann weiter. 

Istanbul – Stadt ohne Pause 

Da Samos mit dem Schiff nur eine Stunde vom türkischen Festland entfernt ist, planen wir unseren Rückweg über Istanbul. Eine Fähre und ein Nachtbus bringen uns mitten in die Metropole. Wir verweilen für vier Nächte in einem AirBnB auf der asiatischen Seite. Da ist es ruhiger als auf der europäischen Seite des Bosporus. Und: Wir können nun behaupten, mit dem ÖV nach Asien gereist zu sein. 

In Istanbul hört das Leben nie auf. Die Stadt pulsiert 24/7 – an jeder Ecke findet sich ein Laden, der durchgehend geöffnet ist. Und natürlich jede Menge leckere Imbissbuden mit türkischen Spezialitäten wie Lahmacun, Pide oder Sucuk. Grossen Eindruck auf uns Schweizer Touris machen die vielen Moscheen. Ein Besuch ist echt empfehlenswert und der Eintritt ist überall gratis. Der öffentliche Verkehr in Istanbul ist sehr dicht und flüssig. Die Hauptader bildet die Metro, die auch unter dem Bosporus fährt. Unzählige Linienschiffe ergänzen das Netz, ebenso fahren Busse und Trams. Wer sich vom unendlichen Kulturangebot erschlagen fühlt, kann sich einfach auf ein Boot setzen und den Bosporus rauf- und runterfahren. Auch das lohnt sich. 

Budapest – ab ins Spa 

Unsere Weiterreise führt mit dem Nachtzug von Istanbul nach Bukarest und weiter nach Budapest. Es ist ein Nachtzug wie viele andere im Osten, langsame Lokomotiven, alte Wagen, sehr nette Zugbegleitende und aufregende Grenzübergänge. Die Ankunft in Budapest fühlt sich an, wie ein verfrühtes Nachhause kommen. Die Temperatur ist ähnlich wie in Zürich und auch die Infrastruktur erinnert mehr an die Schweiz als an die Türkei. Mittlerweile sind wir schon voll mit Eindrücken von unserer Reise und machen gemütliches Programm. Was in Budapest dementsprechend nicht fehlen darf, ist der Besuch im Spa und ein Spaziergang über die Margareteninsel mitten auf der Donau. 

Viel schneller als erwartet ist es Zeit für die Rückreise: Der Nachtzug bringt uns pünktlich wie die SBB zurück nach Zürich. Unser Fernweh ist für eine Weile gestillt. Aber wir planen sicher schon bald wieder eine Reise mit dem Zug durch Europa. Wer heiratet als nächstes?