31 Pfadis, 62 Gepäckstücke, 6 Züge und 48 Stunden Anreise mit voller Vorfreude auf ein Trekking-Abenteuer in Norwegen: Die «Explorer-Belt»-Gruppe erlebte im August 2024 eine angenehme Anfahrt in den windigen Norden Europas. Leer schlucken mussten die Pfadis allerdings auf der Rückreise.

Die Pfadibewegung Schweiz bietet mit dem sogenannten Explorer Belt ein besonderes Erlebnis für aktive und ehemalige Pfadi-Leitende: In einem weitläufigen Gebiet, meist in einem europäischen Land, sind die Teilnehmenden in kleinen Gruppen elf Tage unterwegs und absolvieren circa 200 Leistungskilometer zu Fuss. Gegessen wir während des Abenteuers aus dem Rucksack, in dem es jedoch auch Platz braucht für Schlafsack, Mätteli und das eigene Zelt. Wer so naturnah Ferien verbringt, der oder die reist auch nicht mit dem Flieger an. Für die Organisatoren ist jedenfalls klar, dass die Anreise für den insgesamt dreiwöchigen Trip per Zug stattfinden soll. Selbst wenn die Reise nach Mittelnorwegen mit zwei Gepäckstücken pro Person eine Herausforderung darstellt. Gerade auch darum bietet sich «Simple Train» an; das Projektteam ist äusserst zufrieden mit dem gebotenen Service.

Irritation in Hamburg

Trotz guter Hilfe von «Simple Train» – das Projektteam wurde aktiv über bestehende Baustellen rund um Berlin informiert – wurde dem Reiseleiter etwas bange in Deutschland. Aufgrund der Baustellen reiste die Gruppe mit einem modernen ÖBB-Nachtzug von Zürich nach Leipzig. Dort wurde auf einen Zug nach Hamburg umgestiegen. Soweit so gut. Doch beim Warten auf dem Perron in der Hamburger Bahnhofshalle hiess es durch den Lautsprecher: «Der Zug fällt aus aufgrund eines technischen Problems». Nachdem diese Durchsage mehrfach wiederholt worden war, erschallte plötzlich eine genervt klingende Stimme: «Der Zug nach Kopenhagen fährt ganz normal.» Zum Glück waren diese Irritation und die über 15 Minuten Verspätung die einzigen Schwierigkeiten, die sich heuer mit der DB ergaben.

Die erste Elch-Sichtung

Der nächste Umstieg in Kopenhagen war zugleich der Letzte am ersten Anreisetag. In diesem Zug konnten keine Sitze reserviert werden, und die die 31 Pfadis türmten die über 62 Gepäckstücke zu einem Berg auf. Natürlich gab es darob das eine oder andere überraschte Gesicht. Die Wanderstock-Reisegruppe war aber freundlich und half zuweilen anderen Zuggästen, einen Platz fürs Gepäck zu finden. So verlief die Reise bis nach Göteborg zu einem Hotel reibungslos.

Göteborg - Oslo

Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Oslo. Auch in diesem Zug gab es keine reservierten Plätze, dafür hinreichend Platz für die ganze Gruppe. Die Teilnehmenden wussten übrigens bis zur Ankunft nicht, wohin die Reise führt und wo sie ihr Trekking durchführen werden. In Oslo angekommen, kamen immerhin nur noch Norwegen oder Schweden in Frage. Im Zug, der von Oslo nach Trondheim führt, nahmen alle wieder an einem reservierten Sitz Platz. Je länger die Gruppe in den Norden vorstiess, umso aufmerksamer beobachtete sie die Landschaft. Nach mehrstündiger Fahrt und kurz vor dem Ziel im Wintersportort Oppdal stürzten Wasserfälle die Felsen hinunter ins Tal, wurden einige Tunnels durchfahren und sogar die ersten Elche gesichtet.

Der Zug selber bietet bequeme Sitze und eine angenehme Atmosphäre. Auch gibt es eine schöne Bar mit einem breiten kulinarischen Angebot. Und wer will, kann auch bereits sein erstes Bier bestellen. Der Vorteil: Man kann sich auf die gesalzenen Preise für alkoholischen Getränke in Norwegen einstellen.

Pech auf der Rückreise

Die Rückreise zweieinhalb Wochen später führte von Trondheim über Oslo und Göteborg nach Kopenhagen, wobei die Reise bis dahin problemlos verlief. Spätabends checkten die Pfadis in einem bahnhofsnahen Hotel ein. Doch noch am gleichen Abend wurde der Reiseleiter über einen Unfall in Elmshorn unweit der Dänisch-Deutschen Grenze informiert. Drei Fernverkehrsverbindungen waren vom Unterbruch betroffen. Am Folgetag brach im Regionalverkehr in Schleswig-Holstein das Chaos aus. Die DB schien nicht viel im Griff zu haben.

Der Weg war das Ziel

Die Pfadis kamen mit einem Ersatzbus, fünf Zügen, einer U-Bahn und mit mehreren Stunden Verspätung in Hamburg an. Immerhin «Simple Train» liess die Pfadis nicht im Stich und buchte den Nachtzug von Hamburg Altona nach Zürich um. Ankunftszeit war schliesslich nur eine Stunde später als geplant. Doch selbst diese Umstände taten dem Spass keinen Abbruch. Der «Explorer Belt» war für alle ein grosses Erlebnis. Eines, bei dem es nicht um die Geschwindigkeit ging. Der Weg war das Ziel.