Ein Besuch in Ausstellungen die ins Herz gehen und Wurzeln schlagen

Eine Stadt wacht auf

Wir waren bereits vor 3 Tagen in Zagreb, als wir in den rund fünf Stunden Aufenthalt auf der Fahrt von Belgrad nach Split Zeit für ein Abendessen und einen kurzen Besuch im Open Air Kino hatten. Nach zwei Nächten im Nachtzug und zwei in der Küstenstadt Split kehrten wir zurück nach Zagreb und nahmen uns etwas mehr Zeit für die liebevolle und weniger touristische Hauptstadt Kroatiens im Landesinnern.

Es gab auch schon vor Corona leere Strassen, wenn auch nur am ganz frühen Morgen

Wir kamen an einem Sonntagmorgen kurz vor 6 am Hauptbahnhof an. Insgeheim hofften wir, wie bei so vielen Nachtzugreisen auf Verspätung, um noch etwas länger liegenbleiben zu können. Doch dem war nicht so. Es war nicht nur viel zu früh, um ins Hostel einzuchecken, sondern auch noch vor der Zeit, in welcher die meisten Cafés öffneten. So mussten wir mit einem doch eher durchschnittlichen Grosslokal vorlieb nehmen, welches die wenigen Gäste bereits zu unchristlicher Stunde mit lauter kroatischer Partymusik zu beschallen wusste. Es war interessant, wie ungemütlich zugleich, in dieser Form der Stadt beim Aufwachen zuzusehen. Nach einigen Stunden Wartezeit und mehreren Cappuccini wurde es dann endlich wärmer und wir konnten mit unserem Programm für Zagreb beginnen.

Lustig und traurig zugleich

Bis in die Schweizer Presse hat sich das Museum der zerbrochenen Beziehungen von Zagreb durchgeschlagen. Und das zurecht. In einem unscheinbaren Häuschen mitten in der Altstadt fanden wir die liebevolle Ausstellung vor. Ziel des Ausstellerpaares ist es, mit dem Museum gebrochenen Herzen einen Ort für ihre positiven Erinnerungen an auseinandergebrochene Beziehungen zu schaffen. Angefangen haben sie mit der Geschichte der eigenen Trennung.

Ausstellungsstücke aus aller Welt, begleitet von Zitaten der Spenderinnen und Spender der Exemplare, erzählen humorvolle wie traurige Geschichten von grossen Hoffnungen, tragischen Schicksalen und der Erlösung des Abschiednehmens. Das etwas andere Museum ist für jeden Zagrebbesuch zu empfehlen und erreichte zumindest bei mir genau die Gefühle, die ich mir erhofft habe.

Kurze Anekdoten werden verbunden mit persönlichen Gegenständen.

Die Modelleisenbahn hätte zu gehabt

Nicht, weil es zu wenige historische oder kulturelle Sehenswürdigkeiten in Zagreb hätte, sondern eher weil wir nach rund einem Monat durch Ungarn, Rumänien und Serbien langsam gesättigt mit Jugendstilbauten waren, zogen uns die Museen und der botanische Garten in dieser Stadt etwas mehr an.

Laut einer grösseren Infoseite über Reisen gäbe es in Zagreb auch eine öffentliche Modelleisenbahn - der Backo Mini Express - welcher mein Favorit für die nächste Besichtigung war. Doch wegen den geringen Öffnungszeiten, die sich auf die anderen Wochentage beschränkten, konnte mich meine Reisebegleitung auch ohne eine längere Diskussion von einem Besuch abhalten.

Die Pilze (Fungi) bilden das dritte große Reich eukaryotischer Lebewesen neben den Tieren (Animalia) und den Pflanzen (Plantae).

Es zog uns deshalb ins Pilz-Museum. Hierbei muss ich zugeben, dass ich, obwohl ich mit Biologie nur wenig anfangen kann, durchaus begeistert war von einem Museum, welches nichts anderes als 1000 getrocknete Pilze ausstellte. Die Betreiber des Museums sahen von Infotexten über die Ausstellungsexemplare ab und fanden es wohl geeigneter, die Pilze in ihrer Reinform darzustellen. Die vier Franken Eintritt für den Besuch im Museum waren dennoch durchaus gut investiert. Anders als im Museum der zerbrochenen Beziehungen waren wir die einzigen Besucher - sicher während unserem Besuch und vielleicht auch die einzigen des Tages oder auch über einen noch längeren Zeitraum.

Zagrebs Kunstpavillon sieht irgendwie aus wie ein Bahnhof

In den beiden Tagen in Zagreb gab es für uns neben der Altstadt einiges zu sehen. Die kroatische Hauptstadt war ursprünglich vor allem als praktisches Ende der Rundreise durch Osteuropa angesehen und wurde doch zu einem überraschenden Highlight unserer Tour, die wir beim Warten auf den Nachtzug nach Zürich, welcher mit 70 Minuten Verspätung angekündigt wurde, noch einmal ausreichend Revue passieren konnten. Jedes Mal, wenn ich in Zürich die auf Schweizer Gleisen doch recht fremd wirkenden kroatischen Schlafwagen erblicke, ertappe ich mir deshalb auch wieder in der Versuchung, einfach wieder in den Nachtzug einzusteigen, um das nächste unvergessliche Abenteuer durch Osteuropa starten zu können.