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Sommerferien mit dem Zug durch den nicht-ganz-so-hohen Norden
Nicola Good 17.10.2024 Schweden
AbenteuerStädtereiseNachhaltigkeitNachtzugGruppenreise buchbar
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Nicola Good 17.10.2024 Schweden
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Mit viel Vorfreude auf kühlere Temperaturen im Sommer reisen meine Freundin und ich mit dem Zug in den nicht-ganz-so-hohen Norden. Während unseren dreieinhalb Wochen Ferien wollen wir mehr wie nur einen einzelnen Ort sehen und machen darum in verschiedenen Destinationen Halt. Ein perfektes Szenario für einen Interrail-Trip.
Unsere Ferien starten sehr entspannt indem wir in den Zug in Richtung Salzburg steigen. Dabei fahren wir am Arlberg vorbei und geniessen ein letztes Mal den Blick in die Berge. Davon wird es in den nächsten Wochen keine mehr zu sehen geben. In Salzburg angekommen haben wir noch ein paar Stunden um einen Eindruck von der Mozartstadt zu erhalten, da es erst später mit dem Nachtzug weitergeht. Dabei schlendern wir durch die mittelalterlichen Strassen und pompösen Gärten. Bevor wir dann in den Nachtzug steigen, gehen wir noch etwas richtig urchig österreichisches Essen. Die Decken sind tief, das Bier kalt, das Essen deftig und unsere Mägen danach gut gefüllt. Danach heisst es auch schon: Abfahrt in Richtung Polen.
Nach einer doch recht holprigen Fahrt im Nachtzug erreichen wir pünktlich unser erstes grosses Ziel. Da wir erst im Verlaufe des Nachmittags in unsere Unterkunft einchecken können, wollen wir unser Gepäck, wie auch schon in Salzburg, in einem Schliessfach einsperren. Am Krakauer Bahnhof gibt es viele davon und alle funktionieren nur mit Münzen. Diese am Bahnhof zu erhalten, beweist sich als schwieriger als erwartet. Nachdem wir unser Gepäck doch noch eingesperrt bekommen haben, können wir Krakau endlich geniessen. Auf die kühleren Temperaturen müssen wir aber noch warten. Polen befindet sich gerade in einer Hitzewelle und das Thermometer steigt fast immer auf mindestens 34 Grad. Während unseren Tagen in Krakau erkunden wir Schauplätze der schaurigen Nazibesetzung und steigen in die Tiefen eines stillgelegenen Salzbergwerks.
Nach nicht ganz einer Woche geht die Reise weiter in den Norden. Es zeigt sich einmal mehr, dass man leider nicht immer ganz spontan sein kann während einer Interrail-Reise. Direkte Züge nach Danzig sind nach Angaben des Schalterpersonals schon über einen Monat im Voraus ausgebucht. Wir werden vertröstet und erhalten kein Ticket. Natürlich ist es aber trotzdem möglich. Die einfache Lösung: Umsteigen in Warschau. Pünktlich also stehen wir am Bahnhof, aber der Zug nicht. Nach 45 Minuten kommt der Zug und nach weiteren 30 Minuten fahren wir endlich los. Unseren Anschluss in Warschau verpassen wir darum leider knapp. Dafür erhalten wir ein gratis Upgrade für eine spätere Verbindung und haben sogar noch ein paar wenige Stunden um uns Warschau anzuschauen.
In Danzig sind wir nur eine Nacht. Unsere Fähre legt am Abend ab. Danzig hat eine sehr schöne mittelalterliche Innenstadt, die gefüllt ist mit schwedischen Kurzurlaubern, die, wie wir, die günstigen Preise Polens zu schätzen wissen. Nach einer Woche Polen geht es am Abend zu Fuss, an allen Autos vorbei, auf die Fähre nach Nynäshamn südlich von Stockholm.
Nach einer ereignisreichen Überfahrt kommen wir am nächsten Morgen pünktlich in Schweden an. Die Strecke bis nach Stockholm ist mit einer Direktverbindung erschlossen und dauert ungefähr eine Stunde. Endlich am Ziel angekommen, warten eine Woche käffelen, erkunden und geniessen auf dem Programm. Auch ausserhalb der Touristenhotspots gibt es viel zu entdecken und erleben. Es gibt unzählige Orte, wo Locals z.B. die beste Pizza der Stadt oder den schönsten Ausblick auf den Sonnenuntergang vermuten. Da es mich als stolzes Landei aber auch stärker aus der Stadt zieht, schaffen wir es noch in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet, weit abseits von den Menschenmassen. Hier wird einem die Weite des Landes und die Schönheit der Natur bewusst. Im zentralgelegenen See finden sich viele Badestellen, welche ich nicht ungenutzt lassen kann. Nach einer Woche in Schweden steigen wir in den zweiten Nachtzug unserer Ferien und fahren mit dem Snälltåget gen Südwesten nach Kopenhagen.
Nach zu wenigen Stunden Schlaf erreichen wir den Hauptbahnhof von Kopenhagen und somit unser nächstes Ziel. In Kopenhagen bleiben wir ebenfalls eine Woche und fahren dabei auch mal raus aus der Stadt zu den für Dänemark typischen Dünenstränden. Dabei fährt die Lokalbahn quer durch einen Wald auf einem einspurigen Gleis. Nach einer Stunde durch den verwunschenen Wald gelangen wir an die Küste und staunen über die Schönheit und die Grösse dieses Strandes. Das Wasser der Kattegat ist nach einer gewissen Angewöhnungszeit sehr erfrischend und lässt einen den Dichtestress der dänischen Hauptstadt vergessen. Wer schon länger nicht mehr in Kopenhagen war, könnte über das heutige Christiania erstaunt sein. Wo vor ein paar Jahren noch in Anarchie gelebt wurde, wird heute viel saniert und sogar mit der Polizei kooperiert. Nach einer weiteren Woche im kühlen Norden wartet erneut ein Nachtzug auf uns. Mit dem geht es zu unserem letzten Ziel nach Berlin. Der Zug ist beim Zwischenhalt in Kopenhagen bereits gut gefüllt und einige schlafen sogar schon.
Unerwartet erreichen wir am nächsten Morgen Berlin fast 45 Minuten zu früh. Die meisten Cafés machen erst im Verlauf der nächsten paar Stunden auf und die Strassen sind noch ziemlich ruhig. Während den letzten Tagen unserer Ferien gibt es nochmals richtig viel zu sehen. Die einstige Trennung des Landes und der Stadt ist an verschiedenen Punkten nach wie vor eindrücklich ersichtlich, auch an Stellen, an denen man dies vielleicht nicht direkt erwartet. In einem der vielen lokalen Comedy-Clubs kommen wir ebenfalls komplett auf unsere Kosten und erleben einen Abend gefüllt mit lauten Lachern. Mit dem Ende des Wochenendes kommt auch das Ende unserer Ferien. Ein letztes Mal warten wir auf den Nachtzug. Nicht nur fährt der Zug pünktlich, sondern wir fahren sogar in einem neuen ÖBB-Nachtzug und sind positiv überrascht über die ruhige Fahrt - abgesehen von der Lüftung. Dreieinhalb Wochen nachdem wir Zürich verlassen haben kommen wir mit vielen Eindrücken wieder am HB an.
Über den Autor
Nicola
Nicola ist sportbegeisterter Techniker und bei SimpleTrain Teil des Entwicklungsteams der Softwareplatform. Verreist am liebsten mit dem Nachtzug. Am Abend in den Zug einsteigen, in der Nacht hunderte Kilometer zurücklegen und am nächsten Morgen in einem neuen Land aufwachen.
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