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Das müssen auch Freaks sein

Marius Portmann - 02.03.2021 - Deutschland

Ein Besuch in einer Stadt, die vom Charme her nicht allzu viel zu bieten hat – dafür aber 42’000 Schweine in einem ehemaligen Schlachthof.

Was kann man hier so tun?

Nach einem erfolgreichen Besuch eines Fussballspiels im provinziellen Hoffenheim, an der Grenze von Baden und Württemberg verlängerten wir unseren Besuch in Deutschland durch eine Zwischennacht in Stuttgart.

Die Schwäbische Metropole – immerhin Rang 6 auf der Liste der grössten Städte Deutschlandes und somit deutlich grösser als Zürich – ist bekannt für die Autoindustrie (Mercedes-Benz und Porsche) und seit der Berliner Flughafen BER eröffnet wurde auch der Inbegriff für gescheiterte Grossprojekte. Seitdem ich 2013 mit meiner damaligen Gymnasiumklasse (Austin und Linus waren auch da schon dabei) eine Woche in Stuttgart verbrachte, gehört der Blick auf die riesige Baustelle des neuen Tunnelbahnhof «Stuttgart 21» bei jedem meiner Besuche dazu.

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Die Geschäftsleitung von SimpleTrain im Jahr 2013

Meistens war Stuttgart für mich nur ein Umsteigeort. Dieses Mal gaben wir der Stadt eine neue Chance. Ich hatte die Stadt als graues Bauwerk in einem Kessel umgeben von Hügel in Erinnerung und hätte es hier nicht so viele Museen, könnte man auch nach Olten fahren. Die im zweiten Weltkrieg stark zerbombte Innenstadt lädt heute nur wenig zum Verweilen ein, also stand an unserem Tag auch der Besuch einer Ausstellung auf dem Programm

Die Automuseen kannte ich schon

Es verwundert nicht, dass sich die beiden meistbesuchten Museen Stuttgarts mit Autos befassen. Auch wenn der Benz Patent-Motorenwagen Nummer 1 – das erste Automobil der Welt – im Jahr 1886 seine ersten Kilometer in Mannheim drehte, entwickelte sich im Verlaufe der Zeit Stuttgart zum Hauptsitz vom Autoriesen Mercedes-Benz.

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Egal, wie gross deine Plattensammlung ist, Daimler und Benz besitzen Mercedes

Das grosse Automuseum zeigt in spannenden Zeitreihen die Geschichte der Automobile von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und sogar noch etwas weiter und war für mich als Freund von anderen Verkehrsmitteln dennoch durchaus interessant anzuschauen. Ich stattete jedoch dem Museum, wie auch jenem des Konkurrenten Porsche, der seine Gefährte ebenfalls in Stuttgart herstellt, schon auf der Gymnasiumreise einen Besuch ab.

Also suchten wir uns auf Tripadvisor ein neues Museum zur Besichtigung aus und wurden auf Platz 8 der Liste fündig und machten uns auf den Weg zum Alten Stuttgarter Schlachthof.

Das müssen auch Freaks sein

Ironischerweise ist exakt an dieser Adresse das Stuttgarter Schweinemuseum zu finden. Dies ist die laut Guinnessbuch der Rekorde seit 1992 das grösste Schweinemuseum der Welt. Auch wenn ich bis heute auch das Gefühl habe, es ist auch das einzige dieser Art, scheinen die doch 42000 Anschauungsexemplare von Schweinen Grund genug für einen Weltrekord.

In meinem Gedächtnis bleibt das Museum als pinkfarbenes Lebenswerk von Freaks, welche sich auf was für Wege auch immer, tausende Schweine in allen Materialen, Funktionen und Grössen (es gibt sogar einen echten Tramwagen!) angesammelt haben.

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Den Weltrekord hat sich das Schweinemuseum wirklich verdient

Die Ausstellung auf den drei Etagen ist aber keineswegs konzeptlos, so gibt es Themenbereiche wie «Sauhaufen, SAU-na oder Metzgerei». Es ist eines dieser Museen, die man nicht wirklich in Worte fassen kann, da das Gefühl, welches man in der Umgebung von mehreren tausend Schweinen hat, nur vermittelt wird, wenn man sich selbst darin befindet.

Man kommt kaum herum, diesen Bericht mit Wortspielen zu beenden. Das Stuttgarter Schweinemuseum ist keineswegs schweineteuer, sondern einfach nur sauglatt und kann ich allen empfehlen, welche der Stadt einen Besuch abstatten wollen. Ich freue mich indes schon auf die nächste kuriose Ausstellung, dann soll es ins erste deutsche Bananenmuseum in Sierksdorf bei Hamburg gehen.

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Marius

Marius Portmann

ist schon von Sizilien bis an den Polarkreis mit dem Zug gereist. Speisewagen mit frischer Küche oder Schlafwagen mit offenem Fenster sind ihm viel lieber, als möglichst schnell von A nach B zu kommen.