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Es muss nicht zwingend nach Milano gehen
Marius Portmann 02.03.2021 Italien
KulinarikStädtereiseRomantikNachhaltigkeitVelomitnahme möglichGruppenreise buchbar
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Marius Portmann 02.03.2021 Italien
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Eine Reise ins Land der verspäteten Züge - zumindest wenn man auf Vorurteile setzt.
Tagesausflüge ins Ausland haben einen besonderen Charme. Kurz aus dem Alltagstrott ausbrechen und Feriengefühle aufkommen lassen – das ist in einem fremden Land deutlich einfacher als in der Schweiz. Unsere Wahl fiel auf das norditalienische Bergamo. Die Stadt die Jahre später traurige Aufmerksamkeit in einer globalen Krise kriegen würde, galt damals noch als Geheimtipp neben dem kosmopolitanen Milano.
Früh aufstehen ist auf einem Tagesausflug unumgänglich. Für uns ging es mit dem 7 Uhr Eurocity in den Süden, damit wir uns schon vor dem Mittagessen im historischen Zentrum von Bergamo wiederfinden würden. Doch es kam (leider) nicht so weit. Nach der Abfahrt in Flüelen wurde der Belegschaft des Zuges mitgeteilt, dass wegen eines liegengebliebenen Zug im damals noch neuen Gotthardbasistunnel nur eine Fahrt über die alte Bergstrecke möglich sei.
Das war angesichts des knappen Tagesprogramms zwar schade, allerdings konnten ich und meine Reisebegleitung wiedermal eine Fahrt vorbei am Chileli von Wassen geniessen. Auch viele der anwesenden Personen dachten, dass der Umweg eigentlich noch recht schön sei und ihnen gelegen kam. Zwei Freundinnen auf dem Weg nach Florenz waren sogar so sehr in ihre Gespräche verwickelt, dass ganz verwundert hörten, dass wir Bellinzona mit einer Verspätung von rund einer Stunde erreichen würden.
Wobei wir bei einem interessanten Thema wären. Züge in Italien gelten ja allgemein als unpünktlich und das dolce far niente in Italien soll sich auch auf den Bahnverkehr auswirken. Ich als häufiger Italienbesucher muss für die Trenitalia hier eine Lanze brechen. In den vergangenen fünf Jahren, habe ich zwischen Ligurien und Venezien im Norden & Sizilien und Apulien im Süden ziemlich viel des Landes, wo die Zitronen blühen, bereist. Dabei hatte kein einziger Zug eine unangenehm hohe Verspätung.
Die Jahre vom unzuverlässigem Cisalpino (dem Neigezug der mit seinen Pannen häufig negativ in den Schlagzeilen stand) sind endgültig vorbei. Bei einer Reise nach Italien darf man durchaus mit pünktlichen Zügen rechnen. Früher wurde für einen geregelten Bahnbetrieb noch der sogenannte Kulturpuffer eingeplant. Dies ist der im Bahnjargon verwendete ausgedehnte Halt in einem Grenzbahnhof, mit welchem die SBB die Verspätungen aus den Nachbarländern verringern wollte, um Inlandsreisenden einen pünktlichen Zug anbieten zu können. Ab 2022 soll Chiasso wie einst mit dem Trans Europ Express wieder ohne Halt passiert werden.
Unser Eurocity konnte immerhin etwas der Verspätung wieder aufholen. So reichte es am Umsteigebahnhof Monza vor den Toren Milanos wenigstens für einen ersten Espresso an der Bar des Bahnhofcafés.
Pünktlich zum Mittagessen kamen wir in Bergamo an. So blieben uns sechs Stunden in der sehr reizvollen Oberstadt von Bergamo. Das Historische Zentrum ist stilvoll auf einem Hügel gelegen und erklimmt man mit einer alten Standseilbahn.
Sehenswert sind besonders die Piazza Vecchia oder die prunkvolle Cappella Colleoni aus dem 15. Jahrhundert. Die Zeit für die Besichtigung hat trotz der Verspätung gut gereicht. Nächstes Mal hoffe ich dennoch auf pünktliche Züge. Das Chileli habe ich nun ja drei Mal gesehen.
Über den Autor
Marius Portmann
Ist schon von Sizilien bis an den Polarkreis mit dem Zug gereist. Speisewagen mit frischer Küche oder Schlafwagen mit offenem Fenster sind ihm viel lieber, als möglichst schnell von A nach B zu kommen.
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