Die Niederlande mit dem Zug bereisen ist voller Überraschungen und so entspannt wie das Land selbst.

EINFACH ETWAS MEHR LEICHTIGKEIT

Von Zürich über Basel und Frankfurt sind wir mit nur zweimal umsteigen und einer Portion Bolofritten am Bahnhof Amsterdam angekommen. Ich konnte es kaum erwarten nach der langen Zeit der reisefreien Pandemie, wieder einmal niederländische Luft zu schnuppern. Denn so sehr ich es schätze in der Schweiz zu leben und ohne der Absicht hier jemandem auf die Schuhe zu treten: Wären die Schweiz und die Niederlande Geschwister, wäre die Niederlande definitiv die etwas coolere Schwester. Sie wäre die Schwester die mehr wagt, die offener ist und sich einfach ein bisschen cooler stylt. Dies ist natürlich nur meine persönliche Meinung und stets unter Vorbehalt meiner rosa Touristenbrille zu betrachten. Doch seit meinem ersten Besuch in den Niederlanden bin ich zum Schluss gekommen: Die Niederlande ist enorm ähnlich wie die Schweiz - fühlt sich für mich jedoch einfach etwas grenzenloser an. Seither habe ich in der Schweiz oft das Gefühl: «Da geht noch mehr!».

Der Bahnhof Amstedam Sloterdijk mit selbstbewusstem Auftritt
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ÄHNLICH UND DOCH SO VERSCHIEDEN

Zu dieser Schlussfolgerung kam ich einerseits gerade durch die vielen Gemeinsamkeiten der beiden Länder: Es gibt viel Käse und Kühe, die Züge sind pünktlich, die meisten Orte sind sauber, liebevoll gepflegt und wie auch die Deutschschweizer*innen, sprechen die Niederländer*innen eine lustig klingende Geheimsprache, die im Hals «chrooset». Da fühlt man sich gleich wie Zuhause.

Auch die Fläche der beiden Länder ist fast identisch. Die Einwohnerzahl der Niederlande hingegen beträgt etwa das Doppelte der Schweiz.

Herzlicher Smalltalk mit einem 10-Jährigen

Andererseits sind es die vielen kleinen Unterschiede in der Mentalität der Niederländer*innen, die das Land zur «cooleren Schwester» der Schweiz machen. Wenn in der Schweiz angestrengt zu Boden geschaut wird, wird in den Niederlanden freundlich zum Gruss gelächelt. Wenn in der Schweiz aus Höflichkeit geschwiegen wird, wird in den Niederlanden ausgesprochen, was gedacht wird. Wo in der Schweiz etwas gezwungen mit dem Fuss gewippt wird, wird in den Niederlanden herzhaft gefeiert. Wo in der Schweiz etwas Raum für Privatsphäre gelassen wird, wird in den Niederlanden Gastfreundschaft gelebt. Ausnahmen natürlich vorbehalten! Aber alleine während der siebentägigen Reise durch Amsterdam und Umgebung sind wir stets offen empfangen worden, sind an einem See von einem 10-Jährigen zum freundlichen Smalltalk verwickelt worden und haben in einem Restaurant eine Diskussion über Frauenfeindlichkeit zwischen drei sich unbekannten Tischpartien belauscht.

Auf dieser Landzunge paddelte uns ein kleiner Junge entgegen und befragte uns nach unserem Wohlbefinden.

Liebe zum Detail

Was ich zudem in den Niederlanden sehr schätze, sind die vielen kreativen Ideen, die es überall zu entdecken gibt, sowie die Offenheit für Neues. Ich habe die Niederlande als ein Land voller Überraschungen mit viel Liebe zum Detail kennengelernt. Auch das Zugfahren ist dabei keine Ausnahme.

Selbst die Zugtoilette im Regionalzug war eine kleine Attraktion.

Unsere Reise mit dem Ziel, die Landschaften der Niederlanden zu entdecken, wurde gleichzeitig auch zur Bahnhof-Sightseeing Tour. Vor dieser Reise war mir nicht bewusst, wie unterschiedlich Bahnhöfe eigentlich sein können. Vom altehrwürdigen Bahnhof in Amsterdam bis hin zum modernen weiträumigen Bahnhof von Rotterdam scheint sich die Niederlande nicht dadurch einschränken zu lassen, was «üblich» ist.

Amsterdam Centraal Station
Hauptbahnhof Rotterdam in voller Pracht
Bahnhof 's Hertogenbosch
Der Bahnhof Amstedam-Sloterdijk noch von einer ganz anderen Seite
Bahnhof Enkhuizen mit Seesicht

Die blau-gelben NS-Züge sehen sich von aussen zwar stets sehr ähnlich. Das Interieur hingegen ist sehr unterschiedlich gestaltet. Die Sitzmuster und Wandaufdrücke sind jeweils von unterschiedlichen Künstler*innen inspiriert.

Hier zeigt sich der Regionalzug inspiriert von den Werken Mondrians
Das Interieur des Sprinters im Schmetterling Design

Inchecken en Uitchecken

Auch das Zugfahren im Land selbst war sehr entspannt. Jedoch mussten wir uns noch daran gewöhnen, dass man sich beim Abfahrtsbahnhof mit seinem Ticket jeweils ein- und beim Ankunftsbahnhof wieder auschecken mussten. Ein- und Auschecken mussten wir uns auch im Amsterdamer Tram oder im Bus. Das Ticket kann dort direkt beim Fahrer gelöst werden. Oder aber man hat bei einem längeren Aufenthalt eine «OV-Chipkaart», auf welche ein Saldo geladen werden kann, von welchem dann je nach Strecke ein anderer Betrag abgebucht wird.

Hier wird ein- und ausgecheckt

Ich habe die Niederlande nun zum ersten Mal komplett mit ÖV bereist und bin rundum zufrieden. Eine einfache Anreise und zuverlässige ÖV Verbindungen überall hin. Zugreisen ist in diesem Land genau so unkompliziert wie die Leute im Land selbst. Zudem ist Zugreisen vergleichbar mit dem Zugreisen in der Schweiz. Oder doch noch ein «bizeli» cooler?

Ach ja - neben den schönen Bahnhöfen und Zügen gibt es auch wunderschöne Landschaften! Aber dazu gibt es bereits einen eigenen Reisebericht