Ein Erlebnisbericht von einer aussergewöhnlichen Zug- und Busreise von der Ostschweiz bis in die Wüste Sahara und weiter zu Fuss zu den grossen Sanddünen Erg Zaher mit fantastischem Fernblick nach Algerien.

Seit ich mich erinnern kann, bin ich ein reisebegeisterter Mensch und liebe fremde Länder und Kulturen. Nachdem ich den Entschluss gefasst habe, privat nur noch sehr reduziert in den Flieger zu steigen, hat sich bei mir erfreulicherweise der Bewegungsradius nicht auf Europa reduziert. So haben wir den Entschluss gefasst, mit dem Zug in die Maghreb Region zu fahren, um Ferien in Marokko zu verbringen. Was nach einem Höllenritt tönt, hat sich mit ein paar Anpassungen im Reiseplan und Mindset zu einem einmaligen Reiseerlebnis entwickelt.

Ab unserem Zuhause am Walensee sind wir sehr gemütlich mit Bus und dann mit Zug via Zürich, Genf, Lyon nach Barcelona gefahren. Dort haben wir einen ersten Stopp eingelegt. Der Bahnhof in Barcelona ist gut gelegen und direkt an das Metronetz gebunden, so dass das Stadtzentrum mühelos erreichbar ist. Ein erster Hauch von südländischem Flair hüllt uns ein und versetzt uns in Ferienstimmung.

Barcelona
Barcelona Guell

Von Barcelona sind wir weiter via Madrid nach Algeciras, im Süden Andalusiens, gefahren. Die Landschaft hat sich entlang der Strecke langsam, aber stetig verändert und irgendwo im Süden Spaniens erkennt man erste landschaftliche und architektonische Ähnlichkeiten mit Marokko. Man sieht und fühlt sichtlich, dass wir Richtung Maghreb fahren. Nach einer weiteren Nacht in Spanien, war die Überfahrt von Algeciras nach Tanger nur ein Katzensprung.

Überfahrt Gibraltar

In 90 Minuten überquert man den sagenumwobenen Gibraltar nach Afrika, der an seiner schmalsten Stelle nur gerade 14 km breit ist. Die Zollformalitäten werden komfortabel auf der Fähre erledigt und nach einer kurzen Gepäckkontrolle sind wir im Land von 1001 Nacht. In den folgenden paar Wochen reisen wir mit Bussen, Regionalzügen und dem TGV durch Marokko und tauchten ein in die Welt der Souks, Medinas, Hammams, Bergen, Wüste, Meer und Muezzin Rufen.

Marokko, Tanger
TGV-Marokko

Es ist eindrücklich, wie gut die Städte erschlossen sind, wie angenehm und stressfrei das Reisen in Marokko im 21. Jahrhundert geworden ist. Angefangen mit Online-Fahrplänen, über online Ticketshops, bis zum unkomplizierten Boarding, und pünktlichen Abfahrten in komfortablen Bussen und Zügen mit reservierten Sitznummern. Aufgrund dessen entschieden wir uns vor Ort, spontan bis in die Wüste Sahara zu fahren und dort noch eine Woche zu Fuss zu den grossen Sanddünen Erg Zaher zu wandern. Das Gefühl, in der Wüste unterwegs zu sein, sich am Feuer zu wärmen, unter dem 1000-Sternehimmel zu schlafen und den Sand unter den Füssen zu spüren ist ein Erlebnis der Superlative. Wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin- und zurückfährt, spürt man die Veränderung der Landschaft und die Distanzen zwischen Afrika und Europa hautnah und es wird einem bewusst, was für ein Privileg wir haben, zum Spass die Welt erkunden zu dürfen.

Marokko, Chaffchauen

Was ich auf Zugreisen wie dieser gelernt habe und gerne als Anregung weitergebe:

  • Zugreisen brauchen Zeit. Deshalb empfiehlt es sich, Ferientage zu sammeln und länger zu verreisen, dafür weniger oft

  • Der Weg ist kein Mittel zum Zweck, sondern ist ein wichtiger Teil der Reise. Anstatt möglichst schnell die Strecke auf den Schienen hinter sich zu bringen, empfiehlt es sich, die Reisetage zu portionieren und interessante Stopps einzubauen.

  • Zelebriert das langsame Entfernen von der Heimat und das langsame Ankommen am Zielort. Stimmt euch unterwegs ein, lest einen Reiseführer, lernt ein paar Worte in der Lokalsprache oder plant die Weiterreise

  • Nutzt den langen Heimweg, um in Gedanken zu schwelgen, die Reise bewusst abzuschliessen und entspannt, ohne Jetlag zu Hause anzukommen.

  • Wer will und beruflich die Möglichkeit hat, kann sich auch ein Teil der Reisestrecke als Arbeitszeit einteilen. Die Züge zwischen der Schweiz und Andalusien sind absolut bequem und auch ein Upgrade in die 1. Klasse ist kein finanzieller Kraftakt.

  • Wir haben nur die Hinreise gebucht und wollten das Heimreisedatum von unterwegs bestimmen. Ich war schlussendlich zu spontan und habe SimpleTrain nicht genügend Vorlaufzeit gegeben, die Rückreise für uns zu organisieren. Somit musste ich die Rückreise alleine zusammenstiefeln, was mich viel Zeit und Nerven gekostet hat. Ich werde ein nächstes Mal darauf achten, dass ich mindestens eine Woche im Voraus das Rückreisedatum definiere, damit SimpleTrain für mich die Tickets wieder organisieren kann, was viel angenehmer ist.

Marokko, Chaffchauen