Eine Fahrt mit dem wohl immer noch besten Ticket der Welt.

Als GA-Besitzer bin ich es mir gewohnt, dass Züge da sind zum Einsteigen. Keine Gedanken über eventuelle Tickets, Zonenpläne oder Sparbillete machen zu müssen und einfach losfahren zu können. Einzige Grenzen sind dabei die Landesgrenzen selbst. Umso genialer ist, dass es seit über 50 Jahren auch ein GA für den ganzen Kontinent gibt: Das Interrail.

Diese Vorteile hast du mit Interrail

Ein Interrail ist ein Reisepass für Bahn und Schiffreisen in ganz Europa. Es gibt den Interrailpass in zwei Varianten, dem Interrail Global Pass und dem Interrail One Country Pass. Der Globalpass gilt in 30 Ländern und eignet sich besonders für längere Ferienreisen. Der One Country Pass gilt nur in einem Land, ist dafür aber günstig und ideal für spontane Reisen. Der Preis variiert dabei von der Anzahl gewählten Reisetagen. Jedoch sind die Preise nicht schwankend und im Allgemeinen äusserst lukrativ. Ein Interrailpass für 4 Reisetage quer durch den Kontinent für Jugendliche kriegt man schon für 195.-, sprich etwa 50 Franken pro Reise.

Das Eintrittsbillet zu den unterschiedlichsten Züge Europas. Nur aufpassen, dass man das Papier nicht verliert

Neben dem Preis ist auch die Flexibilität einer grosser Pluspunkt des Interrail-Passes. An den frei wählbaren Reisetagen hat man wirklich ein GA für alle teilnehmenden Bahnen, was zumindest alle Staatsbahnen, aber auch ausgewählte weitere Anbieter und sogar einige Fähren auf dem Mittelmeer oder der Nord- und Ostsee beinhaltet. So kann man seine Route auch vor Ort noch anpassen, an schönen Orten länger verweilen oder auch kurzfristige Tagesausflüge mit dem Zug unternehmen. Die Handhabung insbesondere der Papier-Pässen ist sehr einfach. Man muss nur den gewünschten Zug mit einem Stift auf seinem Umschlag eintragen und kann losfahren.

Die Sache mit den Platzreservationen

Wie einige wohl bereits wissen, gibt es dennoch einige Einschränkungen. Das sind die teilweise obligatorischen und kostenpflichtigen Reservationen. In vielen Zügen, insbesondere Hochgeschwindigkeitszügen, muss im Vorhinein ein Sitzplatz reserviert werden. Das kostet je nach Verbindung zwischen einem und 30.-, Schlaf- und Liegeplätze können noch mehr kosten, beinhalten dann aber auch gleich eine Übernachtung. Dabei ist einem zwar der Sitzplatz im Zug garantiert, jedoch kommen dabei je nach Strecke nicht unwesentliche Extrakosten hinzu und auch die Flexibilität ist wieder etwas relativiert.

Ein Problem, das zumindest ich auf meiner Reise nicht hatte, war herauszufinden, wie man an diese Reservationen kommt. Durch meine Jahrelange Erfahrung wusste ich schon vor der Buchung, dass Reservationen für Italien am einfachsten über die österreichischen Bundesbahnen gemacht werden können und für eine Fahrt mit dem TGV durch Frankreich konsultiert der erfahrene Reisende am besten die belgische SNCB. Eine grobe Übersicht für Reservationen gibt es hier: LINK, Natürlich buchen auch wir über SimpleTrain.ch die Reservationen für eure Interrail-Reise.

Für Hochgeschwindigkeitszüge wie den Eurostar ist eine Reservation zwingend notwendig. Das kann leider auch etwas ins Geld gehen

Im Hochsommer ist dabei besonders Vorsicht geboten. Hier sind die Platzreservationen auf beliebten Strecken auch mal über mehrere Stunden oder auch Tage nicht verfügbar, weil die Züge ausgebucht sind. Einige Gesellschaften wie zum Beispiel der Eurostar nach London hat ausserdem auch ein bestimmtes Kontingent für Interrailreisende. Darum gilt es zumindest die langen Strecken im Vorhinein zu reservieren, um seinen Platz auf sicher zu haben.

Ohne Interrail wäre es doppelt so teuer gewesen

Wobei wir bei meinem Reiseziel wären. Die Reise sollte nach England gehen. Das Mutterland der Züge, das Land welches man auch als Europäer nur mit einem Reisepass erreichen kann und die Anreise durch den spektakulären Kanaltunnel stattfindet. Ich wollte im Vorhinein nicht zwingend ein Interrail buchen. Die Preise für eine einfache Fahrt Basel-London wären aber schon so teuer gewesen wie der Interrailpass und auch die Tatsache, dass Zugtickets in England mit dem Schweizer Niveau (ohne Halbtax) mithalten können, machten den Entscheid zum Interrailpasse sehr einfach. Ich buchte mir also einen Pass für 7 Reisetage innerhalb eines Monates sowie die obligatorischen Reservationen für den TGV und Eurostar und meine Reise konnte starten.

Umsteigen lohnt sich

Ich habe eine Route mit Umsteigen in Basel und Strasbourg gewählt. Das freute mein Portemonnaie, da die Platzreservation auf dieser Strecke nur 10€ im Gegensatz zu 29€ auf dem direkten Zug kostete und meine Nerven, da man in Paris zu Fuss den Bahnhof wechseln kann und nicht erst noch auf die U-Bahn muss, wofür man ein Extraticket hätte lösen müssen. Bis Strasbourg wählen wir eine frühere Verbindung, damit das Frühstück in einer traditionellen Boulangerie bei einem hervorragenden Croissant stattfinden konnte – wenn auch das etwas klischeehaft ist. Bis hierhin waren auch keine Platzreservationen nötig und die Züge fuhren im Halbstundentakt.

Der Umstieg in Strasbourg ersparte uns 20.-

Weiter ging die Reise mit hoher Geschwindigkeit im deutschen ICE nach Paris. Hier wollte es der Zufall so, dass sich Arbeitskollege Austin zum gleichen Zeitpunkt auf der Rückreise von seiner Reise nach England in Frankreichs Hauptstadt zum Umsteigen wiederfand und wir so zusammen in einer Brasserie ein Zmittag geniessen konnte. Etwas, was auf 10‘000 Metern Flughöhe wohl kaum so idyllisch gewesen wäre. Nach einem Menu du J

our trennten uns unsere Wege schon wieder und wir machten uns auf zur Zollkontrolle im Gare du Nord und fuhren das letzte Teilstück in gerademal 2.5 Stunden nach London, wo wir mitten in der abendlichen Rush Hour den ersten Reisetag beendet. Insgesamt dauerte die Reise ab Zürich rund 8 Stunden, also kaum länger als mit dem Zug nach Hamburg oder Wien.

Der Umstieg in Strasbourg ersparte uns 20.-

Dank dem Interrail spontan und flexibel

Nach 2-3 Tagen war unser Plan, dass wir aus London weiterfahren wollten. Eigentlich gefiel uns die Millionenstadt sehr gut, jedoch konnten wir unser gebuchtes Zimmer nicht verlängern und mussten darum bereits früher als erhofft weiterfahren. Nach einem Afternoon Tea machten wir uns auf zum Bahnhof Waterloo und füllten unser nächstes Reiseziel in unseren Interrailpass. Es sollte nach Portsmouth gehen. Das geniale am britischen Bahnsystem ist die Tatsache, dass die Züge sehr dicht getaktet fahren und Reservationen nicht obligatorisch sind. Der nächstbeste Zug wurde geentert und wir fanden sogar noch ein freies Viererabteil im ersten Wagen.

Die Autos in England fahren Links, aber die Sonne geht auch hier im Westen unter

Die Haftenstadt Portsmouth war für die nächsten Tage der Ort, an welchem wir uns einquartierten. Ein Dubai-Ähnlicher Turm, ein grosses Marinemuseum und ein für England typischer Lunapark machten die Stadt durchaus reizvoll. Doch die Tatsache, noch eine Tageskarte für England übrig zu haben, liessen uns nicht in der Stadt versitzen, sondern wir konnten noch eine Fahrt ins quirrlige Brighton unternehmen. Die einstündige Fahrt der Küste entlang hätte ohne den Interrailpass rund 20 Pfund gekostet und wäre wohl ein Grund gewesen, sich zweimal zu überlegen, ob sich die Fahrt nun lohnt.

A Sunday at the Seaside. Mit Fish & Chips und dem Lunapark von Brighton fühlte sich der Tag sehr britisch an.

Sogar der Nahverkehr ist im Preis dabei

Schon während des Aufenthalts in London war ich ob der hohen U-Bahn Preise überrascht. Eine einfache Fahrt kostet rund 7.- und ist damit eine der teuersten Fahrten mit einer U-Bahn, der ich je begegnet bin. Das Interrail schaffte auch hier abhilft. Zwar ist es nicht in der Londoner Tube gültig, jedoch in den Regionalzügen, welche in der Metropole auch ein grosses Netzwerk haben. Der Umstieg von Waterloo zum Eurostarbahnhof auf meiner Rückreise habe ich dank meines Buebetrickli mit dem Interrail ohne Extrakoste geschafft. Blick auf die Tower Bridge inklusive.

Schlussendlich kostete die gesamte Interrailreise rund 300.- inklusive allen Reservationen. Das erscheint vielleicht etwas teurer als der EasyJet Flug, rechnet man aber die Aufpreise fürs Gepäck sowie alle Transfers zum Flughafen und die Reisen innerhalb Englands hinzu, kann der Interrailpass plötzlich wieder sehr gut mit Billigfliegern mithalten.