Ein Besuch bei einer Nonna, von welcher wir Marketingtechnisch noch einiges lernen könnten

Jeder Tag wäre gut genug für einen Reisebericht

Nach einer Woche zur Osterzeit in Apulien dachten wir, dass wir langsam alles gesehen haben. Die prachtvollen Barockbauten in Lecce, gewaltige Urwälder im Nationalpark Gargano, die amüsanten Trulli-Häuser in Alberobello wären da nur ein Teil der Reise. Es gäbe hier noch ganz viele weitere Dinge, die man erzählen könnte.

Unverkennbare Dächer der Trulli-Häuser in Alberobello

Zum Beispiel Michele, der mit unserer Ankunft in seinem Appartement gar nicht gerechnet hat und eigentlich gerade ein Familienfest feierte. Da es sein Fehler sei und noch Betten frei waren, durften wir dennoch unsere Loge beziehen und wurden sogar noch von ihm bekocht, da am Ostermontag alle Restaurants geschlossen haben.

In Gallipoli gab es eine der vielen Osterprozessionen zu sehen. Eine Stoffpuppe - der Böögg Apuliens - wurde in den Gassen verbrannt und in San Giovanni Rotondo pilgern hunderte Gläubige zum Grab von Padro Pio, der ihnen aufgrund seiner Heiliggesprochenheit und mit Hilfe von beigelegten Euroscheinen ein besseres Leben bescheren soll. Und trotz allem entschied ich mich für eine Begegnung aus der Hauptstadt Bari, welche für den Reisebericht aus Apulien als am geeignetsten erscheint.

Ein Wort: Crazy

Bari war der Schlusspunkt unserer Rundreise durch Apulien. Von dieser Stadt habe ich zumindest vor der Ankunft wenig gehört, ausser das es einen Hafen geben sollte.

Der morgentliche Fischfang bietet einiges an Diskussionsbedarf

Doch Bari ist mehr als der Hafen.Bari ist eng, quirlig und voller Italianita. Wie in Napoli gibt es auch hier unzählige enge Gassen, man kann den Leuten direkt in die Wohnung schauen und das Ende jedes Häuserzuges wird von einer prachtvoll geschmückten Maria geschützt. Kinder spielen Calcio auf den viel zu engen Plätzen der Altstadt. Daneben diskutieren ihre Familien laut mit ihren Nachbaren und irgendwo steht bestimmt noch eine Nonna, die handgemachte Orecchiette (Pasta in Form von Ohren) entweder herstellt oder verkauft.

In Bari gibt es unzählige Orecchiettemanufakturen wie diese hier

Das Ganze dürfte ein bisschen nach Vorurteilen klingen, sind aber meine bleibenden Eindrücke aus Bari. Zumindest jene der Augen und Ohren. Mund und Nase haben vor allem die Erinnerung an die wunderbaren Orecchiette con Cime di Rapa – dem Stängelkohl welcher bei uns leider viel zu selten im Angebot ist. Eine weitere Spezialität von Bari ist die frisch frittierte Polenta, welche man laut unserem Reiseführer bei einer bestimmten Nonna probieren muss.

Sie hat den Laden im Griff

Nur welche Nonna gemeint ist, ist aufgrund der unzähligen Polentaständen doch eher schwierig. Wir haben uns dann zufällig für Maria entschieden. Mit grosser Freude lockte sie uns vom grossen Platz bei der Burg zu ihrem etwas am Rand gelegenen Frittierstand. Dort zeigte sie mit unglaublicher Energie nicht nur ihre winzige Wohnung samt einem riesigen Bild von ihr beim Arbeiten, sondern sie liess mich und meine Schwester kurzerhand selber noch für ein Foto hinter die Pfanne.

Marius und Maria frittieren Maisbrei

Das Vergnügen hatte dann auch seinen Preis. Die 88-Jährige Dame verlangte stolze acht Euro für die sechs Polentaschnitten, was aber irgendwie auch zum Charme des Standes passte. Wahrscheinlich wurden wir abgezockt oder zumindest ein bisschen hinters Ohr geführt. Dies passte aber auch sehr gut zum Ambiente. Sie hatte wirklich alles im Griff – auch ohne die Marketingkurse, die das Team vom SimpleTrain andauernd besucht.

Zum Geschmack der frittierten Polenta: Es ist irgendwie eine Mischung aus Chips und Pop-Corn, ein fettiger Snack für Zwischendurch und gleichzeitig auch einer der besten Comfort-Food den es gibt. Auch wenn wir schon vor Bari dachten: Wir haben alles hier gesehen. Diese Stadt macht Apulien zur wohl verrücktesten Gegend Italiens.