Florenz ist mit dem Zug in nur 6 Stunden aus Zürich erreichbar und bietet sich damit als ideales Reiseziel für einen kurzen Abstieg nach Italien in die Geburtsstätte der Renaissance an. In diesem Blog erfahrt ihr, wieso sich dort früh aufstehen lohnt und wo man für einen Atemzug schon 5 Euro bezahlt.

Mein Trip nach Florenz war ein sehr kurzfristiger Entscheid. Entstanden ist er wegen all den Insta-Stories von Freund:innen, die auf Bali Surfen gingen oder in Norwegen die Mitternachtssonne genossen. Ich verbrachte den ganzen Sommer bis dahin zuhause und war eigentlich voll happy damit. Doch irgendwann wurde meine innere FOMO (Fear-of-missing-out) so gross, dass ich mich entschied, für drei Tage nach Italien zu reisen, um schliesslich auch noch ein Bild von italienischem Essen oder zumindest vom berühmten Dom in den sozialen Medien zu pflanzen und all jenen, die bereits wieder zu Hause sind, zu zeigen ‘Ha! Ich bin hier und ihr nicht’.

Zugegebenermassen scheint diese Motivation für eine Reise wohl etwas fragwürdig und natürlich war sie nicht die Einzige, die mich nach Florenz trieb. Ausschlaggebend war eigentlich die Serie ‘Medici’, die die Geschichte der gleichnamigen Bankersfamilie von Florenz erzählt, welche mitverantwortlich ist für den kulturellen Reichtum, den die Stadt bis heute geniesst.

Zum kulturellen Mehrwert gehört auch zeitgenössische Kunst

Trotz der Kurzfristigkeit meiner Reise war das Zugticket dank meinem GA sehr erschwinglich, jedoch kompensierte es nicht die überteuerte Unterkunft in der Altstadt, die für 2 Nächte satte 200 Euro kostete und einem Zwei-Sterne ‘Hotel’ entsprach. Der Vorteil an dem Hotel war, dass ich im Voraus mit Kreditkarte zahlen konnte und ich das Geld daher nie wirklich ‘sah’ und es deswegen auch deutlich weniger schmerzte es auszugeben, als wenn ich am Ende meines Aufenthalts noch hätte einen Bankomat suchen müssen um 4 von den fetten 50 Euroscheinen abzuheben, nur um sie dann gleich wieder loszuwerden. Das ist übrigens ein Tipp, denn ich mir merken muss. Vorgängig teure Dinge, wie der Eintritt in die Uffizien Galerie oder die Domkuppel online mit der Kreditkarte zu bezahlen. Dann kann man wesentlich entspannter durch die Läden schlendern und ist vielleicht auch etwas spendabler bei der Pizzawahl.

Uffizien Galerie: Der Eintritt mag teuer sein, aber die Kunst ist teurer

Für mich war es die erste Reise, die ich allein unternahm. Das war überhaupt kein bewusster Entscheid, sondern hat sich so ergeben und ich war gespannt, wie es sich anfühlte eine Stadt alleine zu erkunden. Anfangs dachte ich, ich werde es vermissen, das neu entdeckte Schaufenster mit meiner Begleitung zu teilen oder gemeinsam über die Aussicht vom Piazza Michelangelo zu staunen. Aber das war nicht der Fall. Allein zu Reisen ist einfach anders. Man hat eine andere Einstellung, streift mit einem anderen Blick über die Fassaden und macht sich beim Essen Gedanken über den Tag, die man zu zweit nicht gemacht hätte. Ich genoss auch die vielen, wenn auch kurze, Begegnungen mit anderen Menschen, die ich zu zweit wohl verpasst hätte. Zum Beispiel traf ich beim Anstehen für das angeblich beste Gelato in Florenz auf eine neuseeländische Touristin im Pensionsalter, die absolut fantastisch war. In einem leicht angetrunken Zustand erzählte sie mir, wie sie als Maori aufgewachsen sei und dass ihr Sohn nun in einer berühmten Netflix Serie die Hauptrolle spiele. Es mag nur eine Halbwahrheit gewesen sein, doch amüsant war es trotzdem.

Das geht schlecht alleine: Für ein Foto von sich selbst braucht man fremde Hilfe, wenn es kein Selfie sein soll

Wenn man alleine reist, kann man all seine Energie darauf verwenden, möglichst viele Eindrücke aufzusaugen, anstatt sich zu zweit für oder gegen ein Restaurant entscheiden zu müssen. Denn Städtetrips finde ich im Grundsatz etwas anstrengendes und spätestens am frühen Nachmittag brauche ich normalerweise eine längere Pause, um mich von dem Erlebten erholen zu können. Nicht so, als ich alleine unterwegs war. Ich ging um 6 Uhr aus dem Hotel und kehrte erst um 10 Uhr abends wieder zurück. Früh aufzustehen hat sich übrigens mehr als gelohnt! Am Vorabend war ich für den Sonnenuntergang auf dem Piazza Michelangelo. Und weil man halt wirklich in jedem Reiseführer und auf jeder Webseite diesen ‘Geheimtipp’ findet, ist er auch nicht mir geheim. Dementsprechend versammelte sich halb Florenz gegen 19:00 Uhr auf dem Hügel, auf dem sich der Platz befand (er entsprach eigentlich eher einem Parkplatz mit einem schön verzierten Geländer) und bestaunte, wie die Dächer von Florenz in goldenes Licht getaucht wurden. Es wäre wohl tatsächlich schön gewesen, wären da nicht die vielen Tourist:innen gewesen, denen nichts besseres einfiel als in ihrem starken amerikanischen Akzent ‘Awesome’ und ‘cool’ zu sagen. Doch weil ich das Potential dieses Aussichtspunkts erkannte, ging ich am nächsten Morgen früh nochmals dorthin um diesmal tatsächlich in aller Stille einen Sonnenaufgang über einer Stadt zu geniessen, die mich bis da schon ziemlich beeindruckt hatte. Diesmal hatte sich bereits der Aufstieg zum Platz schon sehr gelohnt. Es mag überraschen, aber in den frühen Morgenstunden sind eigentlich nur Florentini (laut Wikipedia: Mehrzahl der Einwohner:innen von Florenz) unterwegs. Sie heizen vielleicht im Café die Kaffemaschine auf oder bereiten ihren Stand für den Andrang von Menschen in ein paar Stunden vor. Es war wohl der einzige Zeitpunkt von meinem Aufenthalt, wo ich das Gefühl hatte, ein authentisches Florenz zu erleben. Später, unter all den Touristen, werden sich die Einwohnerinnen in ihre Häuser und Shops zurückziehen, um die Strassen jenen zu überlassen, die gekommen sind, um die Stadt zu entdecken. Es liegt bewusst eine gewisse Ironie in diesen Zeilen, weil ich es sehr bedaure, dass Florenz ein Magnet für den italienischen Tourismus geworden ist. Wohl gemerkt, nehme ich mich hierbei nicht davon aus, denn schliesslich bin auch ich nur hier, weil ich in einer Netflix Serie davon gehört hatte.

Der Himmel über der Ponte Vecchio sieht aus wie von Michelangelo gemalt

Florenz ist für einige Dinge berühmt. Allen voran für den Dom, der in seiner überdimensionierten Art von den meisten Orten der Stadt sichtbar ist. Allerdings bröckelte mein Bild dieses beindruckenden Bauwerks, als ich erfuhr, dass keine der vielen Statuen mehr original sei und die Fassade auch erst im späten 18. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Ein Besuch in dieser Kirche lohnt sich mässig, da die eigentliche Inneneinrichtung komplett ins Museum verlagert wurde. Ich würde allerdings allen empfehlen, den Campanile von Giotto gleich nebenan zu besteigen, der einen herrlichen Blick über die ganze Stadt erlaubt.

Natürlich kennt man Florenz auch für die viele Kunst, die dort entstanden ist. Dank Leonardo Da Vinci, Michelangelo, Boticelli und Dante ist eigentlich die ganze Stadt ein einziges Museum, denn beinahe an jeder Strassenecke findet sich irgendetwas, das mit einem dieser Männer in Verbindung gebracht wird. Doch in den Galleria degli Uffizi findet sich zusätzlich ein förmliches Konzentrat von Kunstwerken, das in dieser Stadt während ihrer Blütezeit errichtet wurde. Die Stadt, die nach dem griechischen Wort für Blume benannt ist, kennt man auch für ihre vielseitigen Düfte. Entgegen der allgemeinen Meinung ist nicht Paris, sondern Florenz die Geburtsstätte des Parfüms. Historisch gesehen, lässt sich allerdings heute keine genaue Grenze mehr ziehen, wann die Wirkstoffe von einem Medizinalgetränk zu einem höfischen Accessoire wurden. Auch ich war auf der Suche nach diesen Düften und wurde fündig in Parfümerien, die nicht nur geruchlich viel hergaben, sondern auch sehr liebevoll und ansprechend eingerichtet wurden. Allerdings musste man in einigen davon tatsächlich Eintritt bezahlen, um die Gerüche wahrnehmen zu dürfen.

Meine Reise nach Florenz endete damit mit einer sehr vielschichten Stimulation meiner Sinne und auch die obligate Verspätung der italienischen Bahn auf dem Rückweg vermochte meine Stimmung nicht zu trüben. Diese Reise war ein Versuch herauszufinden, wie man eine fremde Stadt wahrnimmt, wenn man allein unterwegs ist und sich viel mit sich selbst beschäftigt. Es war ein Versuch, der sich gelohnt hat