Ein Bericht für alle, die ihre Liebsten noch von Zugreisen überzeugen müssen

CO2 versteht doch niemand

Dass eine Reise mit dem Zug umweltfreundlicher ist, als zu fliegen, muss man heute keinem mehr erzählen. Allerdings sind die bekannten und gängigen Informationen über den CO2-Ausstoss von verschiedenen Verkehrsmitteln selbst für mich als Umweltwissenschaftler irgendwie nicht allzu greifbar. Ich habe somit verständliche Vergleiche gemacht, damit man einfach erkennt, wie umweltfreundlich eine Reise mit dem Zug tatsächlich ist. Ihr werdet überrascht sein!

Das Szenario

Um dies deutlich zu machen, haben wir folgendes Szenario: Marija und Jasmin planen eine Reise nach Amsterdam. Das ist sowohl eine der meist angeflogenen Städte vom Flughafen Zürich, als auch eines unserer beliebtesten Reiseziele. Marija wählt die umweltfreundliche Variante und bucht die Reise bei SimpleTrain, während sich Jasmin für den Flieger entscheidet. Ein Vergleich der ETH Zürich gab für die Hin- und Rückreise 8kg CO2 Ausstoss für den Zug und 264 kg für die Flugreise an. Doch was bedeuten diese Zahlen im Kontext zu anderen Situationen?

Marija kann 90 Burger aus Rindfleisch essen

Häufig gilt Rindfleisch aufgrund des grossen Bedarfs an Wasser und dem ausgestossenen Methan als eines der grössten Klimakiller. Und das ist richtig. Ein Rindfleischburger ist deutlich umweltschädlicher, als ein Poulet- oder Veggieburger. Doch der Einfluss ist im Gegensatz zur Flugreise doch eher gering. Die Flugreise verbraucht so viel CO2, wie 90 Burger aus Rindfleisch

https://www.diepresse.com/1423862/wie-viel-co2-steckt-in-meinem-burger

Marija kann 800 Kil0meter Autofahren

Noch immer wird ein Grossteil der Autos mit fossilen Brennstoffen angetrieben. Man hat somit das Gefühl, man kann seine Flüge durch Zugfahren im Inland kompensieren. Doch wie viele Kliometer Autofahren haben denselben CO2 Ausstoss wie die Flugreise nach Amsterdam? Laut ETH-Studien sind dies rund 800 Kilometer, das ist etwa 9x die Strecke von Zürich nach Basel

https://ethz.ch/content/dam/ethz/associates/services/organisation/Schulleitung/mobilitaetsplattform/Dienstreisen2017-2018.pdf

Marija kann 11 Monate lang heizen

Der CO2 Ausstoss beim Heizen wird häufig unterschätzt. Besonders Altbauwohnungen sind hier leider nicht allzu umweltfreundlich. Wir gehen aber davon aus, dass Marija und Jasmin im selben Minergie-Haus leben, beide in einer 4er WG. Der CO2 Aussstoss der Flugreise entspricht in diesem Falle der pro Kopf Emission von der Heizleistung von 11 Monaten. Möchte Jasmin durch weniger Heizen ihre Flugreise kompensieren, würden dies also kalte Winter werden.

https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fragen-antworten.html#-1202736887

Marija kann sich 23 T-Shirts kaufen

Shoppen ist ein häufiges Hobby in den Ferien. So können wir davon ausgehen, dass Marija und Jasmin sich bei ihrem Aufenthalt auch ein paar neue T-Shirts kaufen wollen. Was vielleicht überraschend kommt, auch Kleider verbrauchen bei der Herstellung und dem Transport CO2. Und das nicht mal so wenig. Die Flugreise von Jasmin verbraucht so viel Energie wie der Kauf von 23 T-Shirts. Es würde sich für beide lohnen, die Brockis in Amsterdam aufzusuchen.

https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/so-viel-energie-steckt-in-einem-t-shirt-wirklich/

Marija kann 28 Stunden auf Kreuzfahrt

Wenn man für einmal in den Ferien nicht fliegen will und sich deshalb für eine Kreuzfahrt entscheidet, ist das leider auch keine allzu gute Idee. Kreuzfahrtschiffe sind von der Klimaschädlichkeit her noch schlimmer als Flugzeuge. Eine einwöchige Kreuzfahrt verbraucht deutlich mehr CO2 als ein Flug nach Amsterdam. Nach nur einem Tag auf dem Schiff wäre man wieder gleich weit. Wenn eine Kreuzfahrt, dann am besten eine Schienenkreuzfahrt mit dem Nachtzug! Der fährt beispielsweise ab Dezember 2021 auch wieder nach Amsterdam

Marija kann stolz auf sich sein

Nur mit Zugreisen rettet man die Welt vor dem Klimawandel sicherlich nicht. Wir alle verbrauchen in alltäglichen Situationen CO2. Momentan aber leider viel mehr als unsere Erde es vertragen würde. Es muss in Zukunft also weniger CO2 ausgestossen werden. Wenn man vom Flugzeug auf den Zug umsteigt, leistet man bereits einen sehr grossen Beitrag dafür. Und wenn dabei auch die Sicherheitskontrolle, die Gepäcklimite und die Anreise zum Flughafen entfällt und die Reisezeit im Zug ohnehin für Arbeiten oder dem Lesen von Reiseführen nutzen kann, sind die entstehenden Umstände eigentlich gar nicht wirklich gross.